DGNB Studie: Wer nachhaltig plant, baut für die Zukunft

nord24.de: Gesundes Wohnen steht bei Bauherren und Eigentümern hoch im Kurs. Und das nicht erst, seit aufgrund der Corona-Pandemie viele Wohnzimmer zum Homeoffice umfunktioniert wurden. Nach einer aktuellen Studie des unabhängigen Marktforschungsinstituts INNOFACT achten 80 Prozent der Befragten beim Kauf einer Immobilie oder beim Neubau besonders auf Wohngesundheit und Umweltverträglichkeit. Aspekte, die beim nachhaltigen Bauen eine entscheidende Rolle spielen. Und genau dieses wird zukünftig noch stärker gefordert und gefördert.

Neue Fördermaßnahmen für weitsichtige Häuslebauer und Sanierer

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) beschreibt nachhaltiges Bauen als einen bewussten Umgang und Einsatz vorhandener Ressourcen, die Minimierung von Energieverbrauch und ein Bewahren der Umwelt. Und wenn man das allgemeinhin geltende Nachhaltigkeitskonzept betrachtet, das auf dem Dreisäulenmodell Ökonomie, Ökologie und Soziales basiert, lässt sich dieses ideal auf die Thematik Bauen übertragen. Das kann Dipl.-Ing. Günter Meyer nur bestätigen. Er ist bei der Stadt Geestland für das Technische Gebäudemanagement verantwortlich. Mit einem Bürgermeister an der Spitze, der das Thema Nachhaltigkeit erfolgreich zur Chefsache erklärt hat und sogar selbst in Persona ein vom TÜV Rheinland zertifizierter Nachhaltigkeitsmanager ist, geht die Stadt Geestland hier in jederlei Hinsicht beispielhaft voran. Da ist es fast schon selbstverständlich, dass die Stadt Teil und Partner des bundesweiten DGNB-Netzwerkes ist.

Stadt Geestland geht voran

Meyer erklärt, wie das Dreisäulenmodell im Bereich Bauen Anwendung findet: Ein Gebäude wirtschaftlich und über seinen Lebenszyklus in den Fokus zu nehmen, deckt den ökonomischen Part ab. Der ressourcen- und umweltschonende Bau und Betrieb erfüllt sozusagen den Anspruch der ökologischen Sichtweise. Betrachtet man vor diesem Hintergrund den Nutzer eines Gebäudes und dessen Komfort, ist auch der Aspekt Soziales erfüllt. Die DGNB geht bei der Nachhaltigkeitsbetrachtung aber noch weiter und erweitert das Dreisäulenprinzip um die Bereiche Technik, den Prozess und den Standort bei der Planung und dem Bau von Gebäuden. Aspekte, die für den Stempel Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung sind. Dipl.-Ing. Günter Meyer spricht aus Erfahrung, wenn er sagt, dass die Bewertung eines Gebäudes nach dem DGNB-Zertifizierungssystem aufwendig ist. „Aber dann ist das Gebäude auch wirklich für die Zukunft gebaut“, sagt er. Dabei sei das Bewertungssystem der DGNB wohl einzigartig: Es bewertet die Qualität im umfassenden Sinne, über den kompletten Gebäudelebenszyklus von 50 Jahren hinweg.

Beispiel: Neue Mensa für Grundschule

Jüngstes Projektbeispiel der Stadt Geestland ist die neue Mensa der Grundschule am Hinschweg in Langen. Insgesamt können bis zu 40 Nachhaltigkeitskriterien in die Bewertung mit einfließen. Angefangen bei dem Einsatz bestimmter Materialien über den Einsatz regenerativer Energie bis hin zu Wohlfühlfaktoren. „Nur das genaue Beleuchten dieser Punkte zeigt auf, wie nachhaltig ein Gebäude wirklich ist“, erklärt er. „Wir sprechen hier wirklich von der Beschaffenheit und dem Ursprung jeder einzelnen Holzplatte bis zu den Wasserhähnen“, sagt er weiter. Und damit die Stadt ihren eigenen Ansprüchen auch wirklich nachkommen kann, nämlich die Nachhaltigkeit zu hundert Prozent zu leben, hat sie die DGNB bereits bei der Planung der Mensa mit ins Boot geholt. Selbstverständlich ist solch ein Prozess mit zusätzlichen Kosten verbunden. „Aber damit erhöhen wir den Gebäudewert und investieren in die Zukunft unserer Stadt.“ Bürgermeister Thorsten Krüger umschreibt die Nachhaltigkeit auch gern mit dem Begriff „Enkelkindtauglichkeit“. In Geestland ist man eben von Kopf bis Fuß auf Zukunft eingestellt.

Bundesregierung strukturiert Gebäudeförderung neu

Doch was für Wirtschaft und Kommunen gilt, ist auch für den privaten Häuslebauer umsetzbar. Denn ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Bauen bedeutet nicht nur den Einsatz neuartiger und wiederverwertbarer Baumaterialien oder aber das Vermeiden hoher Transportkosten durch die bewusste Entscheidung für regionale Bauteile und -stoffe. Ganz entscheidend ist hier das Senken des Energiebedarfs. Denn gerade hier steckt enormes Energiesparpotenzial drin. Rund 35 Prozent der gesamtdeutschen Endenergie wird in Gebäuden verbraucht, vor allem für Heizung und Warmwasser. Bis zum Jahr 2050 will die Bundesregierung einen klimaneutralen Gebäudebestand realisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, werden energieeffizientere Gebäude und ein höherer Anteil erneuerbarer Energien am Wärmeverbrauch benötigt. „Deshalb hat sie mit dem Klimaschutzprogramm 2030 beschlossen, die Gebäudeförderung weiterzuentwickeln und noch attraktiver zu machen“, erklärt Olaf Schulte von der Weser-Elbe Sparkasse. Mit der neuen „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG), einem Kern-element des nationalen Klimaschutzprogramms 2030, hat die Bundesregierung ab 2021 ihre energetische Gebäudeförderung neu strukturiert.

Förderangebot wird vereinfacht

„Die bisherigen Programme zur Förderung von Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien im Gebäudebereich – darunter das CO2-Gebäudesanierungsprogramm und das Marktanreizprogramm zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmemarkt – werden mit der neuen BEG in einem modernisierten, vereinfachten und weiter entwickelten Förderangebot gebündelt“, erläutert WESPA-Experte Schulte. Die neue Förderung BEG besteht aus drei Teilprogrammen, die jeweils in einer Zuschussvariante oder einer Kreditvariante angeboten werden. Mit den Programmen werden Vollsanierung und Neubau von Wohngebäuden (BEG WG) bzw. Nichtwohngebäuden (BEW NWG) sowie Einzelmaßnahmen an Wohn- und Nichtwohngebäuden (BEG EM) gefördert.

Im Juli geht’s weiter

Zum 1. Januar 2021 startete die Zuschussförderung für Einzelmaßnahmen im Teilprogramm BEG EM durch die Bundesregierung. Gefördert werden Maßnahmen an der Gebäudehülle, der Anlagentechnik, Erneuerbare Energien für Heizungen, Heizungsoptimierung sowie Fachplanung und Baubegleitung im Zusammenhang mit einer Einzelmaßnahme. Die BEG für Nichtwohngebäude und Wohngebäude (Zuschuss- und Kreditvariante) sowie die BEG für Einzelmaßnahmen in der Kreditvariante sind zur Durchführung durch die KfW für den 1. Juli geplant.

Bis zu 75.000 Euro Zuschuss möglich

Grundsätzlich gilt, dass zukünftig Nachhaltigkeit, Digitalisierung und erneuerbare Energien eine immer wichtigere Rolle sowohl beim Bauen als auch beim Sanieren einnehmen. Daher werden Projekte, die hier einzuordnen sind, noch mehr gefördert. „Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Olaf Schulte veranschaulicht: „Beispielsweise können Sanierer eines Einfamilienhauses bis zu 75.000 Euro Zuschuss erhalten, wenn sie die Vorgaben für ein, Effizienzhaus 40‘ mit einer so genannten Erneuerbaren-Energien-Klasse einhalten.“ Auch ein individueller und komplett umgesetzter Sanierungsfahrplan für Wohngebäude soll nun noch höher belohnt werden.

Beratung durch Experten

Auch wenn es zukünftig noch einfacher wird, die Förderung zu beantragen, kann eine Beratung durch Experten dazu beitragen, nicht nur die richtige Auswahl an Fördermaßnahmen und-programmen zu treffen, sondern vor allem, viel Geld zu sparen. „Da helfen wir natürlich jederzeit gern weiter. Ganz unkompliziert und unbürokratisch“, so Olaf Schulte.

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