Comparis Vertrauensstudie: Wem vertrauen die Schweizer ihre Daten an? Diese Studie zeigt Gewinner und Verlierer

msn.com: Gemäss einer aktuellen repräsentativen Befragung hat sich Twint hierzulande als «sicherstes digitales Zahlungsmittel» durchgesetzt. Das Interesse an KI-Diensten ist gross, das Vertrauen hingegen klein.

Schweizerinnen und Schweizer nutzen bereits rege künstliche Intelligenz (KI): Dies zeigt die neuste «Datenvertrauensstudie» des Internet-Vergleichsdienstes Comparis. 17 Prozent der Befragten gaben laut Mitteilung an, ChatGPT, Midjourney, Google Bard oder ähnliche KI-Dienste zu verwenden.

Die wichtigsten Erkenntnisse zur KI-Nutzung, die sich aus der repräsentativen Befragung ergeben haben:

  • Besonders die Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen nutze die von Algorithmen gesteuerten KI-Dienste. Hier seien es bereits 25 Prozent. Bei den 36- bis 55-Jährigen seie es 14 Prozent, bei den über 55-Jährigen 9 Prozent.
  • Anteilig nutzten fast doppelt so viele Männer wie Frauen KI, nämlich 21 Prozent gegenüber 12 Prozent.
  • Gut ausgebildete Personen mit hoher Bildung seien deutlich mehr «KI-affin» (22 Prozent gegenüber 10 Prozent mit tiefer Bildung). Dies zeigte sich auch beim Haushaltseinkommen von über 8000 Franken (23 Prozent gegenüber 15 Prozent mit mittlerem oder tiefem Einkommen).

Comparis-Digitalexperte Jean-Claude Frick:

«Die jüngeren Internetnutzenden sind generell experimentierfreudiger gegenüber neuen Technologien. Gut ausgebildete Personen schätzen das Potenzial der KI-Lösungen höher ein und sehen die Nutzung von KI im Job als Vorteil.»

Wenn es allerdings um den Umgang mit Kundendaten gehe, habe KI noch einen schweren Stand. ChatGPT und Co stünden damit auf der gleichen Stufe wie Social-Media-Plattformen, heisst es in der Mitteilung. Nur Dating-Portale würden noch schlechter bewertet bezüglich Vertrauen.

«Das geringe Vertrauen in KI-Chatsysteme rührt unseres Erachtens daher, dass KI-Lösungen wie ChatGPT und Google Bard riesige Datenmengen analysieren, wobei der Datenschutz meistens keine Rolle spielt und immer wieder zu rechtlichen Auseinandersetzungen führt.»

Wem vertrauen die Leute am meisten im Umgang mit Kundendaten?

Wie bereits in den Vorjahren (siehe Quellen, unten) schenken die Befragten bezüglich des seriösen Umgangs mit Kundendaten den Banken am meisten Vertrauen (Mittelwert 6,9), gefolgt von den Behörden (6,8). Versicherungen hätten wieder signifikante 0,2 Punkte gegenüber dem Vorjahr verloren und erreichen nur mehr 6,1 Punkte, so Comparis.

Wie sieht es beim Online-Bezahlen aus?

Auch nach den coronabedingten Lockdowns und dem damit verbundenen Trend zu Online-Einkäufen sei das Vertrauen in digitale Zahlungsmittel in der Schweiz gestiegen. Twint habe sich klar als Spitzenreiter etabliert, deutlich vor den Bezahldiensten grosser Techkonzerne wie Apple.

Die Erklärung des Digitalexperten:

«Die Möglichkeit, zwischen Privatpersonen unkompliziert und schnell Geld überweisen zu können – was Konkurrenzdiensten wie Apple oder Samsung Pay weiter fehlt –, zusammen mit der Herkunft aus der Schweiz und dem Support der Schweizer Banken, stärkt das Vertrauen in den einheimischen Zahlungsdienst und lässt die Nutzerschaft weiter steigen.»

– Jean-Claude Frick, Comparis –

Und damit zur Übersicht der vertrauenswürdigsten Zahlungsmittel gemäss Comparis-Vertrauensstudie 2023:

    • Am sichersten erachteten die Befragten die klassische Rechnung. Für einen Mittelwert von 8,2 auf der Vertrauensskala, die von 1 bis 10 reicht, gab’s den 1. Platz.
  • Twint landet mit einem Vertrauens-Mittelwert von 7,3 auf dem 2. Platz, die Bezahl-App der Schweizer Finanzinstitute wird also als zweitsicherstes Zahlungsmittel überhaupt erachtet (im Jahr 2020 lag der Mittelwert bei 6,2).
  • Den 3. Rang belegten Debitkarten wie Postcard, Maestro oder V-Pay (Mittelwert 7,1 auf der Vertrauensskala).
  • Auf Platz 4 landete die Nachnahme (Mittelwert 7).
  • Eine immer noch vergleichsweise tiefe Note (Mittelwert 5,9) erreichten laut Mitteilung die Bezahlsysteme der Internetgiganten Apple Pay, Samsung Pay etc.
  • Zwar tendenziell im Vertrauen steigend, aber trotzdem weiter zuhinterst befänden sich Kryptowährungen wie der Bitcoin (aktueller Mittelwert 4,2, 2019 lag er bei 3,8).

PS: Datenschutz und Datensicherheit bleiben ein Sorgenkind

Die wachsende Nutzung von Social-Media-Diensten habe nicht zu mehr Vorsicht seitens der Nutzerinnen und Nutzer geführt, hält Comparis fest. Auf Social-Media-Plattformen würden nur 47 Prozent auf die Privatsphäre-Einstellungen achten. Damit sei dieser Wert über die Jahre stabil geblieben.

Trotz «immer zuverlässigerer» Passwortmanager und automatischen Passwort-Speicherdienste nutze weiterhin nur rund ein Drittel der Befragten ein eigenes Passwort pro Dienst. IT-Sicherheitsfachleute raten seit Jahren von der Wiederverwendung von einfach zu merkenden Passwörtern ab.

Ausserdem sei auch der Anteil der Personen relativ tief geblieben, die regelmässig ihr Passwort ändern. Nur rund ein Viertel gebe an, dies zu tun. Anzumerken ist hier, dass inzwischen viele IT-Sicherheitsfachleute davon abraten. Begründung: Allzu häufiges Passwort-Ändern führe eher dazu, dass schwache Passwörter festgelegt werden und Nutzerinnen und Nutzer dabei ein zu erratendes Schema anwendeten.

Die repräsentative Befragung wurde gemäss Mitteilung durch das Marktforschungsinstitut INNOFACT im September 2023 unter 1034 Personen in der ganzen Schweiz durchgeführt.

(Zur Meldung)

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