AutoScout24 Studie: Ohne staatliche Subventionen würden die meisten Deutschen kein Elektroauto kaufen

focus.de: Braucht das Elektroauto noch jahrelang Subventionen? Das legt eine aktuelle Umfrage unter Autobesitzerinnen und -besitzern nahe. Die Bereitschaft zum Stromern ist dicht an finanzielle Förderungen gekoppelt. Der Markt erwartet derweil eine Rabattschlacht.

Der Streit innerhalb der EU zum Verbrenner-Verbot ist vorerst beendet: Auf Druck von Deutschland, Italien, Polen, Österreich und anderen Ländern wird der Elektro-Zwang für Neuwagen aufgeweicht. Neuwagen, die durch entsprechende technische Sperren nur synthetischen Klima-Sprit tanken können, dürfen auch nach 2035 noch verkauft werden. Unklar ist noch, welche Arten von Sprit genau unter die Regel fallen. Schließlich gibt es neben strombasierten Klima-Krafststoffen noch viele andere Alternativen wie etwa den klimafreundlichen Reststoff-Diesel HVO. Der CO2- und Schadstoff-Ausstoß von E-Autos über die Stromproduktion wird  derweil von der EU immer noch nicht berücksichtigt. Das Thema dürfte trotz des Kompromisses also die EU noch weiter beschäftigen.

Elektroauto: Politischer Wunsch und -Realität

Der e-Fuel-Streit zeigte auch: Selten klafften politische Wunschvorstellungen und die Realität so weit auseinander. Denn während die EU und Teile der Bundesregierung das Elektroauto forcieren, sinkt derzeit die Bereitschaft der Käufer, sich ein Elektroauto zuzulegen. Dies ergibt eine repräsentative Studie, die das Neu- und Gebrauchtwagenportal AutoScout24 und das Marktforschungsinstitut INNOFACT unter mehr als 1000 Autohalterinnen und Autohaltern durchgeführt haben.

Elektroauto? Nicht bei den aktuellen Kauf- und Strompreisen

Bei der Umfrage ging es vor allem um die veränderten Rahmenbedingungen: Der Strompreis ist zuletzt gestiegen, die Subventionen wurden reduziert. Die Studie wollte herausfinden, wie sich dies auf die Kaufabsichten auswirkt. Die Ergebnisse sind eher eine kalte Dusche für Befürworter der E-Mobilität: Für 36 Prozent der Befragten kamen Elektroautos schon bislang nicht in Frage, jetzt sind es 44 Prozent. Weitere 32 Prozent würden nur noch dann ein Elektroauto erwägen, wenn sich die Rahmenbedingungen wieder verbessern.

E-Autos genießen viele Steuer-Privilegien

Tatsächlich aber zahlen E-Autos noch immer weit weniger als klassische Verbrenner ins Steuersäckel ein. 24 Prozent der Befragten outen sich trotz der gestiegenen Kosten weiter als Fans der Emobilität. Trotzdem: 76 Prozent der deutschen Autofahrer stehen dem Kauf eines Elektroautos inzwischen skeptisch oder ablehnend gegenüber, zumindest bei den aktuellen Rahmenbedingungen. Und bei den Frauen? Da bleiben unter den aktuellen Bedingungen sogar 81 Prozent lieber beim klassischen Antrieb.

Rabatte könnten Stromer bald günstiger machen

Im EU-Vergleich zählt Deutschland abgesehen vom extrem Elektro-affinen, aber zahlenmäßig völlig unbedeutenden Markt Norwegen dennoch zu den größten Elektro-Zugpferden. Der Neuzulassung-Anteil reiner E-Autos liegt bei rund 15 Prozent mit steigender Tendenz. Die Reduzierung der Kaufanreize für Elektroautos und der Wegfall der Förderung für Hybridmodelle dürfte im zweiten Halbjahr aber dazu führen, dass die Hersteller zunehmend E-Autos durch Rabatte in den Markt drücken. Aktuell sind die Hersteller aufgrund der hohen Bestellvolumina und langen Wartezeiten zwar noch ausgelastet, aber offenbar bestellen aktuell deutlich weniger Autokäufer einen Stromer oder Hybrid.

Wie die Zeitschrift „Auto Motor & Sport“ aus Händlerkreisen erfuhr, sollen die Bestellungen im Vergleich zum April 2022 um 40 Prozent eingebrochen sein. Die Branche erwartet deshalb, dass ab Anfang Juli die Probleme für den Handel zunehmen.

Nachlässe ab der zweiten Jahreshälfte

„Wir gehen davon aus, dass der Trend sich kontinuierlich fortsetzen wird und es ab dem zweiten Quartal auch wieder in der Breite bessere Nachlässe und kürzere Lieferzeiten geben wird“, sagte Philipp Sayler von Amende, Chef der Online-Neuwagenbörse carwow.de, der Zeitschrift. „Sollte der Absatz bei Elektrofahrzeugen weiter hinter den Erwartungen bleiben, werden wir weitere Rabatte und Preissenkungen der Hersteller sehen. Insbesondere in den letzten Wochen zeichnete sich ein Trend ab, dass die Rabatte wieder stärker ansteigen.“

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