INNOFACT Corona Studie: Wer hamstert eigentlich die Nudeln?

Im Zuge der Corona-Pandemie bieten sich Konsumenten immer wieder leere Regale bei bestimmten Lebensmitteln und anderen Produkten für den täglichen Bedarf. Obwohl die Regierung zur Solidarität aufruft und bittet Hamsterkäufe zu unterlassen, sind beispielsweise Nudeln und Toilettenpapier dieser Tage in manchen Regionen schwer zu erhalten.

Das Düsseldorfer Marktforschungsinstitut INNOFACT hat vom 24. bis 25. März 1.037 Verbraucher zu ihrem aktuellen Konsumverhalten in der Corona-Krise befragt. Hierbei zeigt sich, dass ein Drittel der Deutschen etwas oder auch deutlich mehr Nudeln kauft als vor dem Corona-Ausbruch. Insbesondere jüngere Konsumenten zwischen 18 und 29 Jahren kaufen mehr Nudeln.

Männer kaufen mehr alkoholische Getränke ein als Frauen

Beinahe die Hälfte dieser Altersgruppe kauft mehr Nudeln als vorher. Ein Viertel der Deutschen gibt außerdem an, etwas oder sogar deutlich mehr Toilettenpapier zu kaufen als normalerweise. Bei Männern landet bei ihrem momentanen Einkauf deutlich häufiger als bei Frauen mehr Alkohol im Einkaufswagen: Während nur acht Prozent der Frauen mehr Alkohol kaufen, sind es knapp 15 Prozent bei den Männern.

Was wird aufgrund der Corona-Krise stärker konsumiert

In Bezug auf die eigene Gefühlslage während der aktuellen Ausgangsbeschränkung gibt ein Drittel der deutschen Befragten an, dass sie momentan endlich das Gefühl haben zur Ruhe zu kommen, unabhängig davon ob berufstätig oder nicht.

Ein Drittel der Menschen kommt zur Ruhe, aber häusliche Konflikte nehmen zu

Knapp 34 Prozent der berufstätigen Deutschen haben momentan die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten. Mehr als jeder Vierte genießt es gerade, dass er nicht zur Arbeit, Schule oder zur Uni gehen muss. Aber das hat auch seine Schattenseiten: die Zeit zuhause birgt auch Konfliktpotenzial. So geben 12 Prozent der Deutschen an, dass die Konflikte in ihrem Haushalt durch das häusliche Zusammenrücken stark zunehmen. Die Studie belegt auch, dass die Deutschen das Kontaktverbot ernst nehmen. Lediglich weniger als jeder Zehnte trifft sich noch heimlich mit weiteren Personen.

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Erfolgsfaktoren bei der Verknüpfung von Zielgruppen Segmentierung und CRM-Daten für eine optimierte Kundenansprache – ein Fachbeitrag von Tomislav Djoja und Christian Thunig

consulting.de: Kann man für seine CRM-Datenbank sehr strukturiert eine Segmentierung auf Basis des realen Marktes ableiten, ohne immer die eigene Kundenbasis befragen und profilieren zu müssen? Die Antwort ist: man kann – wie Christian Thunig und Tomislav Djoja von INNOFACT zeigen.

Manchmal gerät das völlig aus dem Blick: Marktforschung bietet nicht nur die Basis für Markenarbeit und Marketing, sondern kann auch für den Vertrieb einen unmittelbaren Impact haben. Das zeigt sich insbesondere beim Thema Kundensegmentierung. Hier werden in sich homogene Gruppen von Kunden gebildet (sog. Personas), um sie kommunikativ und vertrieblich separat und gezielt ansprechen zu können.

Dabei schauen allerdings in der Regel  Customer Relationship Manager zur Entwicklung von Personas häufig nur in die eigene Kundendatenbank. Der Versuch, innerhalb der eigenen CRM-Daten Segmente von Kunden zu extrahieren, ist oft sehr selbstreferenziell und liefert in den allermeisten Fällen keine weiteren Erkenntnisse zu den Gruppen wie beispielsweise weitere soziodemographische und psychografische Merkmale oder Informationen für die zielgenaue Ansprache (z.B. die Mediennutzung). Viel besser ist es, eine repräsentative Stichprobe als Model für die eigene Segmentierung heranzuziehen, also eine repräsentative Zielgruppensegmentierung zu entwickeln und diese mit dem eigenen CRM zu verknüpfen. Innofact hat hierzu ein dreistufiges Verfahren entwickelt.

Schritt 1: Die repräsentative Zielgruppensegmentierung

Zunächst wird eine repräsentative Verbraucherbefragung, z.B. über eine Online-Befragung, durchgeführt. Sie bildet die umfangreiche Datengrundlage der repräsentativen Zielgruppensegmentierung. Die eigentliche Segmentierung wird dann anhand von Faktoren- und Clusteranalyse ausgeführt und eine detaillierte Beschreibung der Personas, inkl. ihres Kaufverhaltens, erstellt.

So befragten wir in einem konkreten Falle Menschen zum Thema Kaufverhalten von Beauty- und Parfümerieprodukten, um eine repräsentative Segmentierung zu entwickeln. Die gefundenen Personas unterschieden sich in Wesentlichem in Kaufeigenschaften wie

  • die Ausgabebereitschaft: Schnäppchenjäger versus Premiumanspruch,
  • die Kauffrequenz: häufig versus selten,
  • Anlässe: Geschenk versus Eigenbedarf,
  • Einstellungen und Werte zu Nachhaltigkeit versus unreflektiertem Konsum
  • gewünschte Kanäle von Online versus Offline versus Mobile.

Damit ist eine wichtige Basis für das weitere Verfahren geschafft. Allerdings muss man schon an dieser Stelle die eigenen CRM-Daten im Blick behalten. Daher gibt es an dieser Stelle bereits zwei wichtige Lektionen:

  1. Die Segmentierungsmerkmale der repräsentativen Befragung müssen kompatibel mit den Merkmalen der eigenen CRM-Daten sein. Ist eine Segmentierung des Kaufverhaltens gewünscht, werden CRM- Daten, die ausschließlich aus Alter und Geschlecht bestehen, kaum zu einer zielgenauen Übertragung führen. Die CRM- Daten stehen sozusagen „Modell“ für die Segmentierungsbefragung.
  2. Eine Sichtung der im Unternehmen vorhandenen CRM-Datenbasis ist zwingend notwendig. So muss eine Übersicht über Art und Vollständigkeit der erhobenen Daten ermittelt werden sowie eventuell separat oder mehrfach vorliegende Daten zusammengeführt werden.

Beide Punkte sind jedoch durchaus lösbar, denn zu den CRM-Daten könnten externe Informationen angespielt werden oder wenn Segmentierung langfristig gedacht wird, könnten zudem zukünftig zusätzliche CRM-Daten erhoben werden. Das heißt, es wird zunächst die eigene CRM-Datenbank mit den notwendigen Merkmalen über einen gewissen Zeitraum angereichert, um später dann den Match mit repräsentativen Daten herbeizuführen.

Schritt 2: Übertragung der Segmentierung auf Übungsdaten aus der CRM -Datenbank

Im zweiten Schritt findet eine erste Zusammenführung statt. Hier wird die ermittelte Zielgruppensegmentierung mit den CRM-Daten des Unternehmens verknüpft, indem erst einmal nur für eine kleine repräsentative Stichprobe der Kunden in der CRM-Datenbank die Segmentierungsmerkmale aus Schritt 1 erhoben werden. Dadurch können die befragten Kunden den Zielgruppensegmenten zugeordnet werden. Dieser Prozessschritt ist wichtig, um zunächst einmal Trainingsdatensätze für das eigene CRM zu entwickeln.

Schritt 3: Überprüfung der Zuordnungsgüte und Segmentierung der kompletten CRM-Daten

Im finalen Schritt der Verknüpfung werden dann auf diesem zunächst kleinen Kundendatensatz Klassifikationsregeln trainiert, die dann eine Zuordnung (Klassifikation) aller Kunden auf Basis Ihrer CRM-Daten und unabhängig von den für die ursprüngliche Segmentierung genutzten Variablen ermöglichen. Ziel ist es, die ermittelte Segmentierung daraufhin zu überprüfen, ob sich Regeln entwickeln lassen, die es erlauben, die Kunden in der eigenen CRM-Datenbank den entsprechenden Segmenten gut zuordnen zu lassen. Diese Regeln werden je nach Datenlage durch Verwendung verschiedener moderner Klassifikationsverfahren wie beispielsweise Diskriminanzanalyse, neuronale Netze, Support-Vector-Machine oder Entscheidungsbäumen (Random Forests) entwickelt.

Auch hier gibt es ein Learning: Eine Zuordnungsgenauigkeit von 100 Prozent ist wie bei allen Klassifikationsverfahren kaum zu erreichen, jedoch führen auch weit geringere Raten zu einem echten Erkenntnisgewinn. Aber durch die vorgestellten drei Schritte lassen sich über die Befragung eines Bruchteils der in den CRM-Daten erfassten Kunden schnell und mit vergleichsweise geringem Aufwand weite Teile der Kunden den Zielgruppensegmenten zuordnen. Für den Vertrieb ist dies spannend und wichtig zugleich, da jeder weitere Kunde mit seinen erfassten Merkmalen in der Datenbank unmittelbar einem Segment zugeordnet werden kann. Und natürlich können die eigenen Kunden bei einer sauberen Segmentierung viel zielgerichteter angesprochen und bearbeitet werden.  Und zu guter Letzt: Da ein Abgleich mit dem Markt stattfindet, nämlich über die repräsentative Zielgruppensegmentierung zum Start des Prozesses, können Unternehmen auch sehen, in welchen Segmenten sie in der eigene Kundenbasis noch unterrepräsentiert sind.

Das Beautyunternehmen konnte so innerhalb kürzester Zeit seine CRM-Daten aufwerten – und noch viel besser, seine CRM-Daten noch effizienter nutzen.

Zu den Autoren:

Christian Thunig ist Managing Partner bei der INNOFACT AG. Zuvor war der diplomierte Kaufmann 17 Jahre bei der Verlagsgruppe Handelsblatt. Zuletzt war er Chefredakteur der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing. Er ist Mitglied der Marken-Award-Jury. Schwerpunkte sind Verlage, Markenführung und Marketing.

Tomislav Djoja ist Unit Director bei der INNOFACT AG. Seine Schwerpunkte sind Markentrackings, Werbeforschung, Werbetracking, B2B-Befragungen sowie Conjoint-Analysen. Er betreut bei INNOFACT Kunden wie Ströer Media, AXA, SCHUFA, Christ Juweliere & Uhrmacher, Crossmedia oder Unibail-Rodamco-Westfield (Betreiber von Shoppingcentern, u.a. CentrO Oberhausen).

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INNOFACT Brand Monitor e-Sports: Das sind die bekanntesten Partner

absatzwirtschaft.de: Immer mehr Marken werben im E-Sports. Nicht alle Partnerschaften hatten dabei bisher durchschlagene Wirkung, wie eine aktuelle Erhebung zeigt, die absatzwirtschaft exklusiv vorliegt.

Im Rahmen der Tracking-Studie “Brand Monitor: E-Sports” des Marktforschers INNOFACT wurde unter anderem die Werbewahrnehmung und -erinnerung von Marken gemessen, die im Gaming-/E-Sports-Bereich werben beziehungsweise präsent sind. Neben dem ungestützten Recall von Marken wurde dabei auch die gestützte Werbeerinnerung der Marken abgefragt.

Red Bull (18 Prozent) und Monster (12 Prozent) konnten der Studie zufolge ihre Bekanntheit im Dezember 2019 weiter steigern. Die beiden Energydrink-Marken sind damit die ungestützt meisterinnerten Marken im E-Sports-Umfeld. Mit Adidas, Coca-Cola (beide 9 Prozent) sowie der Deutschen Telekom (6 Prozent) schafften es drei weitere non-endemische Marken in die Top 10.

Während Adidas mittlerweile global als Ausrüster diverser E-Sports-Clans auftritt, konzentriert sich die Telekom bei ihrem Engagement voll und ganz auf die Kölner E-Sports-Organisation SK Gaming – und dort insbesondere auf das “League of Legends”-Team. Erst im Dezember 2019 stieg der Bonner Konzern nach dem 1. FC Köln und Mercedes-Benz als dritter Anteilseigner bei SK Gaming ein und manifestierte damit sein bisheriges Investment als Hauptsponsor.

Hinsichtlich der ungestützten Werbeerinnereung kam die Studie darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass Marken aus der Gaming-nahen Technologie-Branche weiterhin am häufigsten erinnert werden – mit kontinuierlich steigendem Trend. Zudem werden Marken aus dem Bereich der Energydrinks im Wellenvergleich deutlich häufiger genannt, auch die Automobilmarken legen konstant zu.

Junge Männer erinnern sich eher an Technologie-Marken

Nach Geschlecht betrachtet ergab sich bei der ungestützten Werbeerinnerung unter anderem folgendes Bild:

  • Männer erinnern sich häufiger ungestützt an Werbung aus dem Bereich Technologie als Frauen.
  • Bei Befragten unter 20 Jahren fällt die ungestützte Werbeerinnerung von Technologie-Marken signifikant höher aus als bei Befragten über 30 Jahren.
  • Die Werbeerinnerung der Befragten 50+ ist bei Automobilen vergleichsweise höher als bei der jüngeren Zielgruppe.

Gestützte Bekanntheit: Red Bull vor Monster

Bei der gestützten Abfrage wird auch im Dezember 2019 am häufigsten E-Sports-Werbung von Red Bull erinnert (80 Prozent). Wettbewerber Monster (63 Prozent) lässt im Wellenvergleich nach und muss den zweiten Rang an Intel abgeben (65 Prozent).

Bei der gestützten Werbeerinnerung konnten sich der Hardware-Anbieter Razer (+12 Prozent) und die Telekom (+10 Prozent) gegenüber der vorherigen Erhebungswelle des “Brand Monitor: E-Sports” im September 2019 am deutlichsten verbessern.

Auch Telekom-Wettbewerber Vodafone schaffte es bei der gestützten Bekanntheit in die Top10. Der Düsseldorfer Konzern ist bereits seit 2017 Hauptsponsor des deutschen E-Sports-Teams Mousesports. Unter der Führung von Marketingchef Gregor Gründgens bekennt sich Vodafone mit diesem Engagement, anders als der Großteil anderer Partner im E-Sports und Gaming, klar und konsequent zum Shooterspiel “Counter-Strike”.

Nach dem Abschluss mit dem Team Mousesports ging Vodafone darüber hinaus weitere Partnerschaften in verschiedenen Bereichen des E-Sports ein. So ist das Telekommunikationsunternehmen seit Frühjahr 2018 globaler Partner des weltweit größten E-Sports-Eventveranstalters ESL und seit Mitte 2018 Hauptsponsor der E-Sports-Abteilung des Fußballbundesligisten VfL Wolfsburg.

Im Mittelfeld der gestützten Werbeerinnerung im E-Sports liegen vor allem Marken, die bei Events der ESL werben. Zu den langjährigsten non-endemischen Partnern des Kölner E-Sports-Eventveranstalters zählen Gillette, Mercedes-Benz (beide seit 2017) und Paysafecard (seit 2015).

Im unteren Drittel der Top30-Partner im E-Sports nach Werbeerinnerung liegen die AOK (18 Prozent), Tchibo (15 Prozent) und die R+V Versicherung (15 Prozent). Die AOK engagiert sich als Partner vor allem bei Fußballbundesligisten, die eigene E-Sports-Abteilungen ins Leben gerufen haben. Dazu zählen beispielsweise der FC Schalke 04 und Hertha BSC.

Warum investiert die Marke Tchibo in E-Sports?

Tchibo testet im Marketing eine neue Plattform, um junge Zielgruppen anzusprechen: E-Sports. Im Gespräch mit absatzwirtschaft erklärt das 1949 gegründete Familienunternehmen die Hintergründe des Engagements. Tchibo und die R+V Versicherung werben dagegen vornehmlich im Rahmen des Spiels “League of Legends” – aktuell jeweils als Partner der 2020 neu geschaffenen nationalen Spielklasse “Prime League”. Die R+V Versicherung ist seit 2019 zudem Hauptsponsor der E-Sports-Abteilung des FC Schalke 04. Die “Königsblauen” spielen unter anderem in Europas höchster “League of Legends”-Spielklasse namens “LEC”. Bei der “LEC” gehörte im Jahr 2019 auch Tchibo zum Kreis der Partner.

“FIFA” ist am beliebtesten, aber nicht in der jungen Zielgruppe

Neben der Werbeerinnerung wurden im Rahmen des „Brand Monitor: E-Sports“ auch die beliebtesten Spiele abgefragt. Demnach ist die Fußballsimulation “FIFA” von EA Sports in Deutschland das meistverfolgte Spiel unter E-Sports-Interessierten (37 Prozent).

Bei jüngeren Zielgruppen stehen allerdings andere Spiele höher im Kurs:

  • 14-19-Jährige verfolgen am häufigsten “League of Legends” (40 Prozent), “Counter-Strike” (34 Prozent) und Fortnite (26 Prozent).
  • Unter 20-29-Jährigen liegen “FIFA” (32 Prozent) und „League of Legends“ (29 Prozent) nahezu gleichauf vorn. Das Interesse an Fortnite (13 Prozent) fällt bereits geringer aus als in der jüngeren Zielgruppe.

Studiendesign “Brand Monitor: E-Sports

  • Die Studie umfasst insgesamt 32 Marken endemischer und nicht-endemischer Branchen. Jedem Befragten wurden zufällig maximal 10 der 32 im Test befindlichen Marken vorgestellt, die im Hinblick auf Bekanntheit und Markenimage zu bewerten waren.
  • n = 1000 Gamer mit E-Sports-Interesse
  • Zur Zielgruppe zählten Personen, die Gaming (über Computer und/oder Spielekonsole) als ihr Hobby bezeichnen und Spiele der Profi-Gaming-/E-Sports-Szene über Streaming-Angebote und/oder auf E-Sports-Veranstaltungen verfolgen.

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Marktforschung ist zukunftsfähig – Interview mit Christian Thunig auf marktforschung.de

Marktforschung ist zukunftsfähig – Interview mit Christian Thunig auf marktforschung.de

Wer eignet sich besser, für einen Berufsstart und eine Karriere in der Marktforschung zu werben (oder zu warnen) als diejenigen, die bereits seit Jahren in der Branche arbeiten? Christian Thunig, Managing Partner bei INNOFACT, nennt zum Start unserer Interviewreihe einige gute Gründe, sich beruflich für die Marktforschung zu entscheiden.

marktforschung.de: Angenommen Herr Thunig, Sie werden im Zug von einer Schulabgängerin gefragt, was Sie beruflich machen. Sie erzählen davon, in der Marktforschung zu arbeiten. Die junge Dame ist beruflich noch in der Orientierungsphase und Sie beschließen, sie zu einem Berufsstart in der Marktforschung zu überreden. Wie stellen Sie das an?

Christian Thunig: Überreden ist immer ganz schlecht. Am Ende müssen junge Menschen das, was sie tun, gerne tun. Nur dann kann man erfolgreich sein. Aber davon mal abgesehen: Es gibt ja einen gewissen Hang junger Menschen, in den Medienbereich zu gehen. Insofern würde ich argumentieren: Marktforschung hat viel von Journalismus – und übrigens Journalismus, Stichwort Datenjournalismus, hat auch zunehmend etwas von Marktforschung.

marktforschung.de: Wie meinen Sie das genau?

Christian Thunig: Für jede Untersuchung recherchiert man das Thema gemeinsam mit dem Kunden an, um überhaupt die Studie konzipieren zu können. Und am Ende steht immer eine Rechercheergebnis in Form von Zahlen, das im Zweifel am besten in eine gute Geschichte für den Kunden gekleidet wird. Denn Menschen verankern Informationen und Wissen am besten über Geschichten und nicht über Zahlen. Auch Geschäftsmodellarbeit und Strategie funktioniert übrigens am besten auf Basis von Userstories. Also wer Lust hat, sich auch in verschiedene Themen einzuarbeiten, gerne faktenbasiert recherchiert und es liebt, dazu auch eine Geschichte zu erzählen, ist in der Marktforschung gut aufgehoben.

marktforschung.de: In anderen Branchen kann besser verdient werden als in der Marktforschung. Was gleicht den Gehaltsverzicht aus?

Christian Thunig: Es gibt immer Branchen, in denen besser verdient wird. Übrigens auch Branchen, in denen schlechter verdient wird. Und wenn man gefühlt im falschen Job steckt, ist keine Bezahlung hoch genug. Am Ende geht es immer darum, in welchem Job und Fachgebiet man aufgeht. Erwiesenermaßen hält übrigens das Glücksgefühl einer Gehaltserhöhung nur ganze drei Monate vor, danach zählt nur wieder das, was man tagtäglich tut.

marktforschung.de: Würden Sie von einer Zukunftsbranche sprechen mit dann auch tollen Arbeitsplatzaussichten? Oder ist der Beruf ein Auslaufmodell, weil die Marktforschung künftig automatisiert von den Unternehmen selbst und nebenbei erledigt wird?

Christian Thunig: Ach, immer dieser Abgesang. Erstens ist Marktforschung zukunftsfähig, eher mehr als weniger, denn es wird immer mehr Daten geben, die konfektioniert, geclustert, beurteilt oder interpretiert werden müssen. Ob wir in 10 Jahren noch von Marktforschung sprechen oder dann von Data Analytics, sei dahingestellt. Aber im Kern und dem Sinn nach wird der Berufszweig nie aussterben und auch die Breite der Methoden wird bleiben.

marktforschung.de: Wie bei den Medien?

Christian Thunig: Ja genau, bei den Medien ist jeder neue Kanal zu den bestehenden hinzugekommen – keiner ist verschwunden. Das Radio gibt es immer noch und wird es immer geben. So beobachten wir das auch in der Marktforschung. Beispielsweise die qualitative Marktforschung mit Fokusgruppen wird uns noch lange begleiten. Telefon wird weiterhin für einige Forschungsdesigns notwendig sein, aber die Auswertung von Verhaltensdaten im Web wird eben auch ein wichtiger Bereich werden.

marktforschung.de: Wenn Sie noch einmal in die Marktforschung gehen würden, welche Karriereweiche würden Sie dieses Mal anders stellen?

Christian Thunig: Keine. Wichtig ist, dass man in einem Umfeld oder Institut arbeitet, wo die Offenheit für neue Methoden gegeben ist und auch aktiv daran geforscht wird, um nicht abgehängt zu werden. Und ein gutes innovativ denkendes Institut ist der beste Karrierebegleiter.

marktforschung.de: Bitte vervollständigen Sie: Wenn ich nicht in die Marktforschung gegangen wäre, dann wäre aus mir auch ein guter XXX geworden.

Christian Thunig: Ob gut, weiß ich nicht, aber ich wäre Journalist geblieben. Ich war vorher bereits als Chefredakteur in der Handelsblatt Media Group tätig. Aber ich habe mich bewusst dafür entschieden, “Datenjournalismus” zu machen.

(Zum Interview)

Christian Thunig wird Beirat von marktforschung.de

marktforschung.de: Der marktforschung.de-Beirat begrüßt mit Christian Thunig ein neues Mitglied. Thunig ist Managing Partner bei der INNOFACT AG und war zuvor unter anderem Chefredakteur der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing.

Die Mitglieder des Beirats von marktforschung.de arbeiten an strategischen Fragen mit und liefern Input für die inhaltliche und konzeptionelle Ausrichtung des Branchenportals.
Christian Thunig ist Managing Partner bei der INNOFACT AG. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Markenführung und Medien. Die INNOFACT AG ist mit rund 100 festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein mittelständisches inhabergeführtes Full-Service-Marktforschungsinstitut mit Sitz in Düsseldorf und Niederlassungen in Zürich und Lengerich (Westfalen).

„Nach über eineinhalb Jahrzehnten in der Handelsblatt Media Group und als ehemaliger Chefredakteur der absatzwirtschaft kann ich sehr viele Erfahrungen rund um Verlagsthemen einbringen, sowohl was redaktionelle Impulse angeht als auch die Geschäftsmodellarbeit und insbesondere Vermarktung von Publikationen.“

Zuvor war der diplomierte Kaufmann 17 Jahre bei der Verlagsgruppe Handelsblatt. Zuletzt war er dort Chefredakteur und Objektleiter der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing. Er ist unter anderem Mitglied der Marken-Award-Jury, Deutschlands ältester Markenauszeichnung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Marketing Verband.

Christian Thunig (Jahrgang 1968) studierte bis 1995 an der Universität Dortmund (heute TU Dortmund) Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Danach stieg der passionierte Musiker (Schlagzeug) zunächst in eine Unternehmensberatung ein und war zudem als Fachautor und Referent für das Thema „Marketing“ und „Franchising“ tätig.

(Zur Meldung)

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