WirtschaftsWoche Studie: Welche Tools sich für die Arbeit unterwegs bewährt haben
wiwo.de: Im Zuge der Coronakrise haben viele Unternehmen überhastet digitale Tools aus den USA für die Zusammenarbeit eingeführt. Der Datenschutz blieb dabei vielfach auf der Strecke – doch es gibt Alternativen.
Mit mehr als zwei Millionen Kunden ist die Westdeutsche Landesbausparkasse (LBS West) eine große Adresse unter Deutschlands Baufinanzierern und damit ein Fixpunkt für die Konkurrenz – meistens zumindest. In Sachen IT geht das Unternehmen aus Münster allerdings einen Sonderweg, dem sich noch kaum ein Wettbewerber angeschlossen hat.
Gefährliche Naivität
Umso erstaunlicher, dass viele Unternehmen bei der Auswahl von IT-Produkten weiterhin kaum darauf achten, wohin ihre Daten gelangen und welche Datenschutzstandards dort gelten, wie nun eine Studie des Marktforschungsunternehmens INNOFACT für die WirtschaftsWoche zeigt: „Zwar ist die vermeintliche Sicherheit der Software für die Nutzer das wichtigste Kriterium, bei der Auswahl spiegelt sich das aber oft nicht wider“, sagt Martin Smets, der deutsche Anwender nach den beliebtesten Kollaborationstools befragt hat. Auf den ersten Plätzen landen dabei fast ausnahmslos amerikanische Konzerne.
Dabei gibt es mit deutschen Produkten wie Stackfield, MeisterTask oder Factro sehr wohl datenschutzkonforme Alternativen. Die LBS West hat Stackfield Anfang vergangenen Jahres innerhalb weniger Wochen eingeführt. Heute nutzen 360 von 600 Mitarbeitern die verschiedenen Module: Einen sicheren Messenger als WhatsApp-Alternative, eine Art digitaler Tafel für Aufgaben und Termine zur Steuerung von Projekten sowie ein Kommunikationsmodul. „Letzteres ist eine Art Social-Intranet, sieht also aus wie eine Timeline auf Facebook“, sagt Helmut Kazmaier, der für Innovation und Prozessoptimierung bei der LBS West zuständig ist.
Auch bei Kemper, einem Hersteller von Filter- und Absaugsystemen für die metallverarbeitende Industrie aus Vreden im westlichen Münsterland, sind sie von den Vorteilen hiesiger Dienstleister überzeugt. Seit 2019 bereits nutzt die Belegschaft ein Tool namens MeisterTask. „Hinsichtlich der DSGVO gibt uns ein deutscher Anbieter einfach ein besseres Gefühl“, sagt Kemper-Chef Frederic Lanz. Ursprünglich wollte der Mittelständler nur seine Entscheidungsprozesse verbessern. „In der Coronakrise war MeisterTask zudem zentral für uns, um das Unternehmen am Laufen zu halten und Projekte ohne Verzögerung zu managen.“
So legen die Kemper-Mitarbeiter jedes Projekt in der Software an und koordinieren auch ihre Meetings darüber, inklusive aller Zuständigkeiten und Abgabezeiten. Dadurch habe sich die Zahl der internen E-Mails immerhin um ein Drittel verringert. „Statt langer Mail-Kaskaden hinterlegen wir Aufgaben gezielt in dem entsprechenden MeisterTask-Board und verteilen sie direkt – das bringt Klarheit und beschleunigt die Durchlaufzeiten“, sagt Lanz. Gut 250 Mitarbeiter, praktisch alle Kemper-Beschäftigten außerhalb der Produktion, nutzen die Software heute.
Eine Nummer kleiner läuft das beim ADAC Südbayern: Ende des vergangenen Jahres hat Projektleiterin Laura Ramminger die Software Factro des Bochumer Anbieters Schuchert eingeführt – innerhalb von knapp zwei Wochen. Heute nutzen rund 30 Mitarbeiter des ADAC Südbayern die Lösung für Vertriebs- und Werbekampagnen oder Mitgliederveranstaltungen. „Weil wir dabei viele personenbezogene Daten nutzen, passte Factro dank Serverstandort in Deutschland neben der selbsterklärenden Bedienung sehr gut“, sagt sie.