Verivox Studie: Preisbremsen-Aus verteuert Energie um 6,3 Prozent
zfk.de: Eine Mehrheit und die Verbraucherzentrale sprechen sich für eine Verlängerung aus. Verivox-Chef Puschmann ist dagegen. Das Auslaufen der Preisbremsen zum Ende des Jahres würde Energie für Verbraucher in Deutschland verteuern, das erklärt das Vergleichsportal Verivox nach eigenen Berechnungen.
Für einen Musterhaushalt stiegen die durchschnittlichen Jahreskosten für Strom und Gas von 3.649 Euro auf 3.878 Euro. Das entspräche einem Kostenplus von 6,3 Prozent.
Strom würde sich um 3,9 Prozent verteuern
Die durchschnittlichen Stromkosten für einen Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden betragen im August 2023 inklusive Preisbremse 1.448 Euro. Mit einem Auslaufen der Strompreisbremse stiegen die Kosten auf 1.504 Euro an. Das entspräche einem Preisplus von 3,9 Prozent.
Im Markt gibt es laut Verivox aktuell große Preisunterschiede: Während neue Tarife bereits flächendeckend unter dem staatlichen Preisdeckel liegen, wäre der Preissprung in der örtlichen Grundversorgung größer. Hier würden die Stromkosten von derzeit durchschnittlich 1.744 Euro auf 1.896 Euro steigen. Das entspricht einem Plus von 8,7 Prozent.
Verivox für Warnung vor Erhöhung
„Zwar können Verbraucher die Grundversorgung jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen verlassen, doch durch die Preisbremsen haben viele die wahren Tarifkosten nicht mehr im Blick. Es ist wichtig, die Bevölkerung hier frühzeitig aufzuklären und zu sensibilisieren, denn sonst gibt es spätestens zum Auslaufen der Preisbremsen ein böses Erwachen“, sagt Daniel Puschmann, Chef von Verivox.
Gaspreisanstieg von 7,9 Prozent
Die durchschnittlichen Gaskosten für 20.000 Kilowattstunden würden mit dem Preisbremsen-Aus von derzeit 2.201 Euro auf 2.374 Euro zulegen. Für einen Musterhaushalt beliefen sich die Mehrkosten von 7,9 Prozent.
In der Gas-Grundversorgung wäre der Preisanstieg noch deutlicher. Während 20.000 Kilowattstunden Gas dank der Preisbremse in der Grundversorgung aktuell 2.588 Euro kosten, wären es ohne Preisbremse 3.037 Euro. Das entspräche einer Kostensteigerung von 17,3 Prozent.
Große Mehrheit für Verlängerung der Preisbremsen
In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von Verivox gaben 70 Prozent der Teilnehmer an, den Vorschlag des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne), die Preisbremsen bis zum 30. April 2024 zu verlängern, zu unterstützen.
Nur 13 Prozent der Befragten wünschten sich demnach, dass die Preisbremsen wie geplant Ende dieses Jahres auslaufen.
Puschmann gegen Verlängerung
„Eine Verlängerung der gesetzlichen Preisbremsen sorgt in erster Linie für ein subjektives Gefühl der Sicherheit. Doch Neukundentarife sind bereits wieder so günstig wie vor der Krise und machen die Preisbremsen für Millionen Haushalte schon heute obsolet“, befindet Puschmann. „Verbraucher sollten unnötige Subventionen zulasten des Steuerzahlers ausschlagen und in ein günstigeres Angebot wechseln.“ – Daniel Puschmann, Verivox.
Eine Kilowattstunde Strom für Neukunden kostet im bundesweiten Schnitt aktuell 29,49 Cent. Für eine Kilowattstunde Gas zahlen Neukunden 9,1 Cent – die Preise liegen damit jeweils weit unter den Preisbremsen von 40 Cent für Strom und 12 Cent für Gas.
Verbraucherzentrale für Weiterführung
Die Verbraucherzentrale Bundesverband hingegen begrüßt die aktuellen Überlegungen in der Bundesregierung. „Private Haushalte wären so bei einem extremen Anstieg von Strom- und Gaspreisen auch im nächsten Winter geschützt“, sagte Ramona Pop, Vorständin des Verbandes.
Aber auch die Verbraucherzentrale rät, aktuelle Verträge zu prüfen, um von den derzeit stark gesunkenen Preisen zu profitieren. Für jeden fünften Haushalt liegt der Arbeitspreis sowohl für Strom als auch Gas über der Preisbremse, das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Verbraucherzentrale-Auftrag.
Methodik
Die durchschnittlichen Strom- und Gaskosten wurden laut Verivox anhand des Verivox-Verbraucherpreisindex ermittelt. Der Verivox-Verbraucherpreisindex berücksichtigt die Preise der örtlichen Grundversorger sowie die der wichtigsten überregionalen Versorger.
Für die Umfrage im Auftrag von Verivox habe das Meinungsforschungsinstitut INNOFACT im August 2023 insgesamt 1.028 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren online befragt.