Verivox Studie: CO2-Preis – Vermieter und Mieter sollen sich Mehrkosten beim Heizen teilen

haufe.de: Der CO2-Preis wird das Heizen ab Januar 2021 auch für Mieter teurer machen. Drei SPD-geführte Bundesministerien wollen Vermieter an den Mehrkosten beteiligen. Das soll Anreize schaffen, damit Eigentümer mehr Geld in die energetische Gebäudesanierung stecken. Die Immobilienbranche zweifelt es an.

Zum Jahreswechsel wird in Deutschland ein CO2-Preis eingeführt, der für den Klimaschutz für viele Haushalte das Heizen mit Öl und Gas teurer macht. Aus Sicht der SPD-geführten Ministerien für Finanzen, Umwelt und Justiz sollen Vermieter künftig mindestens die Hälfte dieser zusätzlichen Kosten tragen. Das geht aus einem gemeinsamen Eckpunkte-Papier der Ressorts hervor.

Wohnungswirtschaft lehnt pauschale Quote ab

In der Realität werde dieser er Vorschlag zu deutlich mehr Ungerechtigkeit führen, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW. Werde die Möglichkeit zur Umlage des CO2-Preises pauschal begrenzt, fehlten den Wohnungsunternehmen letztlich die Mittel, um die hohen Investitionen in die energetische Sanierung leisten zu können. Der energetische Zustand der Wohngebäude sei sehr unterschiedlich. Je besser der energetische Zustand des Wohngebäudes, desto höher müsse der umlagefähige Anteil des CO2-Preises sein. In solchen Gebäuden sei das Nutzerverhalten des Mieters beim Heizen entscheidend.

„Deshalb darf es keine pauschale Verlagerung der Kosten auf die Wohnungsunternehmen geben, sondern es muss nach dem energetischen Zustand des jeweiligen Gebäudes differenziert werden.“ GdW-Präsident Axel Gedaschko.

Der Chef des Immobilienverbands ZIA, Dr. Andreas Mattner, findet die Idee, die Mehrkosten beim Heizen durch den CO2-Preis zwischen Mietern und Vermietern aufzuteilen, grundsätzlich sinnvoll, aber nur, wenn ein Anreiz sowohl für den Nutzer, als auch für den Eigentümer geschaffen wird, sich für den Klimaschutz zu engagieren – der Nutzer, indem er energiesparend heizt, der Vermieter, indem er mehr Geld in energetische Sanierung steckt. Habe ein Eigentümer schon investiert, dann müsse es auch möglich sein, dass der Mieter die CO2-Preis-Kosten voll bezahle.

„Energetische Sanierungen – zu denen der Heizungsaustausch gehört – sind bereits heute in vielen Fällen nicht wirtschaftlich darstellbar. Eine Begrenzung der Umlagefähigkeit würde dies verstärken“, sagte Mattner zum Vorstoß der drei Bundesministerien.

CO2-Preis-Kosten: „Begrenzte Umlagefähigkeit“ – ein Vorhaben aus dem Klimaschutzprogramm

Die Ministerien schlagen in ihrem Papier vor, „die Umlage der CO2-Kosten auf die Mietenden auf maximal 50 Prozent zu begrenzen“. Vermieter dürften dann nur maximal die Hälfte der Kosten, die ab 2021 bis zunächst 2025 Jahr für Jahr ansteigen werden, auf die Miete aufschlagen. Das reize Vermieter an, in klimaschonende Heizungen und gute Isolierung zu investieren, erklärte ein Sprecher aus dem Bundesumweltministerium, und sei eine „soziale Abfederung“ von Klimaschutz.

Mieter hätten die Kosten beim Heizen in der Regel nicht selbst in der Hand – ob die alte Ölheizung ausgetauscht werde, entscheide der Vermieter. Im Klimaschutzprogramm hatte die schwarz-rote Koalition vereinbart, „eine begrenzte Umlagefähigkeit der CO2-Bepreisung“ zu prüfen. Die Regelung würde ab dem 1.1.2021 gelten – für Wohnungen und für Gewerbemieten.

„Die Forderungen der SPD sind eine schlichte Unverschämtheit und von mangelnder Sachkenntnis getragener Populismus“, kritisierte der Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, Kai Warnecke, die Pläne der Sozialdemokraten. Vermieter hätten keinen Einfluss auf das Heiz- und Duschverhalten der Mieter.

Umfrage: Mehrheit der Deutschen findet CO2-Kosten für mehr Klimaschutz zu hoch

Der Deutsche Mieterbund (DMB) wiederum sähe am liebsten eine 100-prozentige Kostenübernahme durch die Eigentümer für zusätzliche Anreize zu Investitionen in klimaschonende Heizungssysteme und energetische Sanierungen. Die Bundesregierung sollte alles tun, um die Mietbelastungsquoten zu reduzieren und gleichzeitig die Akzeptanz für mehr Klimaschutz nicht zu gefährden, forderte DMB-Direktorin Dr. Melanie Weber-Moritz. Die Belastungsgrenzen der Mieter in Städten und Ballungszentren seien erreicht und in den unteren Einkommensgruppen deutlich überschritten.

Für eine durchschnittlich große Wohnung rechnet der Mieterbund ab 2021 mit Mehrkosten von 25 bis 125 Euro pro Jahr. In energetisch schlecht oder nicht sanierten Wohnhäusern koste das Heizen mehr als doppelt so viel wie in einem sanierten Haus. Die CO2-Bepreisung verstärke diese Diskrepanz, trotz Wohngeld mit CO2-Zuschuss und geplanter Begrenzung der EEG-Umlage.

In einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts INNOFACT im Auftrag des Vergleichsportals Verivox sagte die Mehrheit der Befragten (59 Prozent), dass die CO2-Kosten zu hoch seien. INNOFACT geht von Mehrkosten beim Heizen zwischen 108 Euro (Gas) und 158 Euro (Heizöl) im Jahr 2021 aus. Knapp ein Drittel (30 Prozent) der Befragten findet sie angemessen, drei Prozent zu niedrig. Auf die Frage, wie hoch die monatlichen Mehrkosten ausfallen dürften, gab knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten an, bis zu zehn Euro monatlich zu tolerieren. 23 Prozent sind bereit, zwischen zehn und 20 Euro zusätzlich pro Monat für den Klimaschutz zu schultern.

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