Solarimo Studie: Mieterstrom ist Teil eines nachhaltigen Lebensstils

background.tagesspiegel.de: Mieterstromprojekte treffen auf viele Hindernisse. Malte Künzer kritisiert in seinem Standpunkt, dass Vermieter mit PV-Anlagen beispielsweise den Verlust von Steuervorteilen riskieren. Es müsste umgekehrt sein, schreibt der Geschäftsführer des Mieterstromdienstleisters Solarimo und fordert ein grundsätzliches Umdenken.

Mieterstrom wird von der Politik zu zaghaft gefördert. Ich meine nicht die finanzielle Förderung. Der Mieterstromzuschlag wird ja gerade erhöht, was wir sehr begrüßen. Nein, ich meine den ganz wichtigen gesellschaftlichen Aspekt: Die große Mehrheit der Wohnungsmieter könnte dank Mieterstrom einen persönlichen und sehr konkreten Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende leisten. Das ist nicht nur nützlich, sondern es „fühlt sich gut an“ und beteiligt die Menschen an der Politik.

Eine aktuelle repräsentative Umfrage zeigt: Vier von fünf Wohnungsmietern würden Mieterstrom beziehen, wenn sie die Möglichkeit hätten. Die Politik täte gut daran, es den Immobilieneigentümern so einfach wie möglich zu machen, ihren Mietern Solarstrom vom eigenen Dach anzubieten.

Im Sommer 2020 beauftragte Solarimo das Marktforschungsinstitut INNOFACT mit einer repräsentativen Umfrage zu Aspekten des nachhaltigen Wohnens. Mehr als 1000 Menschen (davon 954 Mieter) haben an der Befragung teilgenommen, das Panel repräsentiert den Bevölkerungsdurchschnitt in Deutschland.

80 Prozent der Befragten gaben an, dass es für sie wichtig ist, nachhaltig zu wohnen. Unter diesen Aspekt fallen Dinge wie die Spül- und Waschmaschinen erst anzustellen, wenn sie voll sind, der Bezug von Strom aus Solarenergie, lieber zu duschen anstatt zu baden oder die Vermeidung von Plastikmüll. Nur vier Prozent der Befragten finden diese Nachhaltigkeitsaspekte unwichtig, weitere 16 Prozent stehen der Nachhaltigkeit beim Wohnen neutral gegenüber.

Bürokratische Betrachtungen überlagern den Beteiligungsgedanken

Interessant im Hinblick auf Mieterstrom sind die Antworten zur Frage: „Würden Sie als Mieter einer Wohnung günstigen und klimafreundlichen Solarstrom vom eigenen Mietshausdach(über eine Photovoltaik-Anlage) beziehen, wenn er Ihnen angeboten würde?“. 78 Prozent der befragten Mieter antworten mit „Ja“, nur fünf Prozent würden sich dagegen entscheiden, 17 Prozent sind unschlüssig.

Würden Mieter auf Wohnungssuche eine mit Solarstrom versorgte Wohnung bevorzugen, wenn sie die freie Wahl hätten? Auch hier zeigen sich hohe Zustimmungswerte: 71 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich für die Solarstrom-Wohnung entscheiden würden. Nur acht Prozent würden die Wohnung nehmen, die mit herkömmlichem Strom versorgt wird. Für 21 Prozent hat Solarstrom keinen Einfluss auf ihre Wohnungswahl.

Die Umfrage zeigt, dass Mieterstrom für Mieter eine wichtige Rolle spielt. Der Aspekt, sich auch persönlich am Klimaschutz zu beteiligen, wird von der Politik noch viel zu wenig gewürdigt. Allzu oft geht es um bürokratische Betrachtungen von Ausschreibungspflichten, Anlagenzusammenfassung, steuerliche Aspekte – es wird schnell zu einer für Laien unübersichtlichen rechtlichen Materie.

Nicht feinjustieren, sondern praxisorientiert verschlanken

Es ist müßig, die Änderungen in EEG, GEG und anderen Normen und in Gesetzgebungsprozessen en detail zu kommentieren. Natürlich ist die Gesetzgebung für die Branche sehr relevant, aber wenn man das Thema Mieterstrom im Ganzen betrachtet, so sieht man, dass der Hase genau da im Pfeffer liegt: Es hat sich zu einem schwer durchschaubaren Expertenthema entwickelt. Das beißt sich mit der Idee, gerade auch die breite Masse der Wohnungsmieter und deren Vermieter – ebenfalls in der Regel keine Energieexperten – ins Boot zu holen.

Der Staat sollte die Mieterstromgesetzgebung nicht immer weiter feinjustieren, sondern sie praxisorientiert verschlanken. Alles, was Mieterstromprojekte erschwert, gehört auf den Prüfstand. Mieterstrom sollte für Immobilieneigentümer und Vermieter – häufig sind es Dienstleister im Auftrag der Eigentümer – einfach zu verstehen und umzusetzen sein. Wenn die große Mehrheit der Mieter Solarstrom vom eigenen Dach beziehen will, muss die Politik dafür sorgen, dass die Immobilieneigentümer das durch Mieterstrom ermöglichen. Es muss für die Eigentümer risikolos und unbürokratisch möglich sein, PV-Anlagen zu errichten und den Mietern Strom anzubieten. Sei es direkt oder über einen Mieterstromdienstleister.

Ein in der Mieterstrombranche bekannter Hemmschuh ist die Behandlung des Immobilieneigentümers hinsichtlich der Gewerbesteuer oder der Körperschaftssteuer. Immobilienfirmen und Genossenschaften müssen hierauf Rücksicht nehmen, wenn sie eine Solaranlage planen wollen. Es ist absurd, dass Vermieter noch immer den Verlust von Steuervorteilen – also eine finanzielle Schlechterstellung – riskieren, wenn sie mittels PV-Anlage einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchten. Es müsste eigentlich umgekehrt sein, also einen Anreiz geben oder zumindest einen Ausschluss des steuerlichen Risikos für Vermieter.

Persönlichen Beitrag zum Klimaschutz ermöglichen

Die Verpachtung des Dachs an Mieterstromanbieter hat sich trotz dieser Hindernisse für viele Gruppen von Immobilieneigentümern bewährt: für Wohnungsgenossenschaften, kommunale Wohnungsunternehmen, Behörden – im Grunde alle Eigentümer, die ihre Immobilien langfristig halten und betreiben.

Eigentümer werten durch den Mieterstrom die Wohnqualität für die Mieter auf, verhelfen ihnen durch den persönlichen Beitrag zum Klimaschutz zu einem „guten Gefühl“ – und leisten nicht zuletzt auch selbst einen Beitrag. Nachhaltiger Lebensstil ist längst ein Mainstream-Thema, und Mieterstrom ein konkreter und greifbarer Beitrag dazu.

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