LZ Handelsmarkenmonitor 2021: Tierwohl lässt zu wünschen übrig

lebensmittelzeitung.net: Deutsche Verbraucher sehen den Handel vorneweg in der Pflicht, wenn es um das Thema Tierwohl geht – auch und gerade im Hinblick auf seine Eigenmarken. Das bestätigt einmal mehr der aktuelle „Handelsmarkenmonitor“ der LZ.

Die Zahl der Vegetarier und Liebhaber von Fleischersatzprodukten steigt. Vor allem Jüngere greifen häufiger zu pflanzenbasierten Alternativen. Und immer mehr Deutschen liegt das Wohl von Schlachtvieh am Herzen – unabhängig von der Frage: Marken- oder Eigenmarkenkauf. Die Zahlungsbereitschaft profitiert davon aber nur in Maßen. Das sind nur einige Ergebnisse von vielen aus dem „Handelsmarkenmonitor 2021“.

Die Verbraucherstudie wurde in diesem Jahr von der LZ in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Marktforschungsunternehmen INNOFACT durchgeführt. Für die aktuelle Handelsmarken-Studie wurden von INNOFACT im Auftrag der LZ rund 1000 Bundesbürger repräsentativ zu ihrem Einkaufsverhalten im LEH, zu ihrem Verhältnis zu Marken und Eigenmarken sowie zu ihren Wertvorstellungen und Ansprüchen beim Einkauf befragt. Das Zahlenwerk bildet dabei auch die Einstellungen der Verbraucher zu Fleisch- und Fleischwaren ab, widmete sich dem Thema „Tierwohl“ und beleuchtete diesbezüglich die Erwartungen an Handel und Produzenten.

Doch wie hoch ist die grundsätzliche Bereitschaft für Wurst- und Fleischmarken des Handels mehr zu zahlen, wenn es Fortschritte beim Tierwohl gibt? Dafür wurden die Befragten gebeten, auf einer 10er-Skala ihren persönlichen Standpunkt zwischen „Ich akzeptiere weniger Tierwohl für einen günstigeren Produktpreis“ auf der einen und „Ich akzeptiere einen höheren Produktpreis für ein verbessertes Tierwohl“ auf der anderen Seite zu markieren.

42,2 Prozent der Verbraucher wären bereit, mehr zu bezahlen, wenn es den Tieren besser erginge. Das sagen sie jedenfalls.

Das Pendel schlug überwiegend klar für das Tierwohl aus: 42,2 Prozent wären bereit, für mehr Tierwohl mehr Geld an der Kasse hinzublättern. Dagegen akzeptieren laut Umfrage lediglich 4,5 Prozent nach eigenem Bekunden einen niedrigeren Tierwohlgrad, solange der Preis stimmt. An den Bedientheken und Kassen des Handels sieht das bekanntermaßen anders aus.

Konsumenten sehen Handel in der Pflicht

Unter den befragten Konsumenten von Fleisch und Fleischprodukten sieht ein großer Teil den Handel in der Pflicht, sich für Verbesserungen einzusetzen. 70 Prozent stimmen der Aussage zu, dass der Handel bei seinen Eigenmarken in Sachen Tierwohl als positives Beispiel vorausgehen soll. Und er wird auch in der Position dazu gesehen, hier Veränderungen in Angriff zu nehmen.

Knapp 58 Prozent bescheinigen Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Co. einen sehr großen Einfluss auf die Bedingungen, unter denen die Produkte unter eigener Labels wie Wilhelm Brandenburg (Rewe), Der Meistermetzger (Real), K-Purland/K-Wertschätze (Kaufland) oder Landjunker von Lidl sowie Meine Metzgerei (Aldi Nord+Süd) produziert werden, so dass er an den Stellschrauben drehen kann.

Deutlich geringer fällt in der Verbraucherbefragung von INNOFACT dann jedoch der Zuspruch zu den gegenwärtigen Bestrebungen des Handels in Sachen Tierwohlverbesserung unter Eigenmarke aus. Setzt sich der Handel bei seinen Eigenschöpfungen für Verbesserungen beim Tierwohl ein? Nur ein gutes Viertel (26,1 Prozent) der Studienteilnehmer nimmt dies wahr und stimmt zu. Und in Sachen Glaubwürdigkeit besteht ebenfalls Aufholbedarf. Denn nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten (35,2 Prozent) halten es für glaubwürdig, wenn sich der Handel bei seinen Eigenmarken mit Verbesserungen beim Tierwohl profilieren möchte.

Ebenfalls lediglich 35,2 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sie Vertrauen in die Projekte des Handels haben, mit denen eine Verbesserung des Tierwohl gefördert werden soll. Hier muss also noch eine verstärkte Vertrauensbildung erfolgen, um den Kunden bei Bestrebungen rund um Tierwohlverbesserungen mitzunehmen. Schließlich steht und fällt jede Initiative damit, dass sich die entsprechenden Produkte verkaufen und ein gegebenenfalls höherer Preis nicht zur Kaufverweigerung führt.

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