Mittelstand unter Dauerbelastung, aber zunehmend widerstandsfähig – Aktuelle Studie von INNOFACT und Allgeier inovar
windkraft-journal.de: Aufbau von Resilienz: In den letzten drei Monaten waren nur noch 61 Prozent, im letzten Monat sogar nur etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Unternehmen gezwungen, Maßnahmen gegen wirtschaftliche Turbulenzen zu ergreifen.
Konkrete Aktivitäten für mehr Widerstandsfähigkeit: Am häufigsten wurden Kostenreduktion (43 Prozent), Optimierung von Prozessen und Lieferketten (41 Prozent) sowie Investitionen in Digitalisierung und KI (40 Prozent) umgesetzt.
- Appell an das neue Digitalministerium: 61 Prozent der Entscheider:innen fordern vorrangig Bürokratieabbau.
- In der Krise zählt Partnerschaft: 62 Prozent erwarten von Dienstleistern und Partnern
- Zuverlässigkeit und Kontinuität in der Leistungserbringung, 58 Prozent gemeinsame Zieldefinition und ebenso viele Verständnis für aktuelle Herausforderungen.
Hamburg – Lieferengpässe, geopolitische Spannungen, explodierende Kosten: Die Dauerkrise hat den deutschen Mittelstand weiterhin fest im Griff. Doch statt in Schockstarre zu verfallen, setzen viele Unternehmen auf erhöhte Resilienz, um gestärkt aus der aktuellen wirtschaftlichen Lage hervorzugehen. Das zeigt die neue Studie „Resilienz und Risikomanagement im Mittelstand“, die das Marktforschungsinstitut INNOFACT im Auftrag von Allgeier inovar Ende April 2025 durchgeführt hat. Befragt wurden 373 Entscheider:innen aus mittelständischen Unternehmen mit 30 bis 750 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz zwischen 30 und 200 Millionen Euro.
Laut Studie gaben drei Viertel der Befragten an, dass sie in den letzten zwölf Monaten spürbar bis sehr stark gegensteuern mussten, um Umsatzeinbrüche oder Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Wie die Untersuchung weiter zeigt, ist der deutsche Mittelstand trotz der anhaltenden Krisenlage jedoch sehr gut darin, seine Widerstandsfähigkeit zu erhöhen: In den letzten drei Monaten waren nur noch 61 Prozent und im letzten Monat sogar nur 56 Prozent der Unternehmen zu spürbaren bis sehr starken Maßnahmen gezwungen, um ihre wirtschaftliche Stabilität zu sichern.
Die Tendenz hin zu mehr Resilienz zeigt sich auch darin, dass der Anteil der Unternehmen kontinuierlich steigt, die angeben, bislang keine Gegenmaßnahmen ergriffen zu haben, weil sie von den wirtschaftlichen Turbulenzen nicht betroffen sind. Während dies vor zwölf Monaten nur 4 Prozent der Entscheider:innen sagten, wuchs dieser Anteil zuletzt auf 7 (in den letzten drei Monaten) bzw. 12 Prozent (im letzten Monat).
Die Verantwortung für das wirtschaftliche Gegensteuern lag im vergangenen Jahr klar auf der obersten Führungsebene: 88 Prozent der Geschäftsführer:innen bzw. CEOs sahen sich in der Pflicht, aktiv einzugreifen. Interessant ist, dass das mittlere Management offenbar von einem Teil dieser Belastung abgeschirmt wurde – hier berichten „nur“ 70 Prozent von entsprechenden Aktivitäten.
Bereits umgesetzt und in Planung: Resilienz-Maßnahmen wie Kostenreduktion & Co.
Um resilienter zu werden, haben die deutschen Mittelständler bereits folgende Maßnahmen umgesetzt (siehe Grafik 2 im Downloadordner):
- 43 Prozent der Unternehmen haben ihre Kosten reduziert.
- 41 Prozent haben ihre Prozesse und Lieferketten optimiert.
- 40 Prozent der befragten Firmen haben Investitionen in Digitalisierung und Künstliche Intelligenz vorgenommen.
Neben den bereits umgesetzten Maßnahmen planen viele Unternehmen zusätzliche Aktivitäten, die kurz- und mittelfristig Wirkung entfalten sollen:
- 65 Prozent planen den Aufbau redundanter Strukturen, etwa durch alternative Lieferanten.
- 59 Prozent streben eine breitere Streuung ihrer Absatzmärkte und Kundenbasis an.
- 58 Prozent setzen auf den Aufbau interner Risiko- und Frühwarnsysteme, um in Zukunft schneller reagieren zu können.
„Die Ergebnisse machen deutlich: Der Mittelstand lässt sich von der Dauerkrise nicht lähmen – im Gegenteil. Viele Unternehmen nutzen die Situation, um gezielt in Effizienz, Digitalisierung und Widerstandskraft zu investieren. Das zeigt nicht nur Weitblick, sondern auch echten Gestaltungswillen“, kommentiert Ulrich Zahner, Geschäftsführer von Allgeier inovar.
Erwartungen an das Digitalministerium: Bürokratieabbau wichtiger als Fördergelder
Um den deutschen Mittelstand resilienter zu machen und zentrale Weichen für die Zukunft zu stellen, ist auch die Politik gefragt. An das neue Digitalministerium unter der Leitung von Karsten Wildberger (CDU) knüpft der Mittelstand große Erwartungen.
Am häufigsten werden folgende Themen geäußert
- Bürokratieabbau steht mit 61 Prozent unangefochten an erster Stelle.
- Mehr Tempo bei der Digitalisierung, etwa bei Behörden, Schulen oder im Gesundheitswesen, folgt mit 50 Prozent.
- Ausbau der digitalen Infrastruktur (Breitband, 5G) wird von 47 Prozent der Befragten gefordert.
Deutlich wird: Der Wunsch nach pragmatischer und zügiger Umsetzung ist deutlich stärker ausgeprägt als der nach einem verbesserten Zugang zu Förderprogrammen – nur 31 Prozent der Befragten nennen diesen als konkrete Erwartung.
Dienstleister und Partner stehen auch in schwierigen Zeiten in der Verantwortung
Nicht nur die Politik, auch externe Dienstleister und Partner stehen für die deutschen Mittelständler in der Verantwortung. In der aktuellen wirtschaftlichen Lage sind die Anforderungen an sie hoch
- Zuverlässigkeit und Kontinuität in der Leistungserbringung ist mit 62 Prozent die wichtigste Forderung.
- Eine gemeinsame Zieldefinition wünschen sich 58 Prozent der Entscheider:innen – 80 Prozent der Geschäftsführer:innen bzw. CEOs betonen deren zentrale Bedeutung.
- Verständnis für aktuelle Herausforderungen nennen ebenfalls 58 Prozent.
- Am seltensten angeführt, aber mit 51 Prozent immer noch auf hohem Niveau: flexible Konditionen und Zahlungsziele.
„Der Mittelstand kann viel leisten, aber nicht alles allein. Was es jetzt braucht, sind klare politische Impulse, schlanke Prozesse, eine leistungsfähige digitale Infrastruktur und Partner, die mitziehen und Verantwortung übernehmen. Resilienz ist das Ergebnis von Zusammenarbeit, Verlässlichkeit und einem gemeinsamen Verständnis für die Herausforderungen unserer Zeit”, erklärt Ulrich Zahner.
Über die Studie „Resilienz und Risikomanagement im Mittelstand“
Die Befragung wurde vom 25. bis 30. April 2025 vom Marktforschungsinstitut INNOFACT im Auftrag von Allgeier inovar durchgeführt. Befragt wurden 373 Entscheider:innen aus dem deutschen Mittelstand (einschließlich Geschäftsführer:innen bzw. CEOs), deren Verantwortungsbereiche in Vertrieb/Kundenbetreuung, Lagerhaltung/Logistik, Einkauf/Beschaffung, IT sowie Finance/Buchhaltung/Controlling liegen. Die Ergebnisse geben ein authentisches Lagebild über die Herausforderungen, Handlungsstrategien und Zukunftserwartungen im Mittelstand.