Handelsblatt: Recruiting – Wie Steuerberater dem Fachkräftemangel entgegenwirken

handelsblatt.com: Michael Lachenmaier kann sich kaum erinnern, wann der Klassiker zuletzt Erfolg hatte: „Unsere letzte Printanzeige ist über drei Jahre her – da kam nichts zurück“, sagt der Partner der Kanzlei Lerner Lachenmaier & Partner in Villingen-Schwenningen.

Zumindest kann er sich trösten. Er ist nicht alleine auf der Suche nach Fachkräften. 83 Prozent der Steuerkanzleien nennen die Personalgewinnung als eine der größten Herausforderungen, zeigt eine Umfrage der Beratungshauses SWI Finance.

Auch das Düsseldorfer Marktforschungsinstitut INNOFACT belegt den Engpass: 60 Prozent der Kanzleien klagen in einer Befragung über die Bewerberflaute. 30 Prozent erwägen sogar, Mandate zu kündigen, jede vierte Kanzlei sieht sich gezwungen, künftig Neumandate abzulehnen, um die Belastung für ihre bestehenden Teams zu reduzieren. Jede achte Kanzlei sieht sich sogar gezwungen, über eine Schließung nachzudenken.

Der Druck steigt

Das Steuerrecht und die Bürokratie würden immer komplexer, Betriebsprüfungen und Beleganforderungen durch Finanzämter nähmen zu, sagt Lachenmaier. Zudem würden immer mehr Statistiken angefordert. „Bürokratieabbau heißt leider zu oft, dass Aufgaben, die die Ämter früher selbst erledigt haben, auf Kanzleien wie uns abgewälzt werden.“

Nico Fuchs, Geschäftsführer der Hamburger Personalberatung Hiral, die sich auf Steuerberater konzentriert hat, nennt einen weiteren Grund für die Fachkräftekrise: „Kanzleien konkurrieren zunehmend mit Unternehmen, die eigene Buchhalter einstellen.“ Dort seien die Arbeitsbedingungen vergleichsweise attraktiv, sagt Fuchs. „Sobald ein Steuerfachangestellter einmal in die Wirtschaft wechselt, kommt er meist nicht zurück.“

Wie also können Kanzleien in diesem angespannten Markt wettbewerbsfähig bleiben? Justus Schmidt, zweiter Geschäftsführer von Hiral, empfiehlt, auf „Sinnstiftung, Flexibilität und ein angenehmes Arbeitsumfeld“ zu achten. „Jungen Menschen ist eine gesunde Work-Life-Balance oft wichtiger als Karrierechancen und Geld.“

Absolventen haben freie Wahl

Das Steuerberater-Examen gilt als eine der schwierigsten Prüfungen in Deutschland. Rund 50 Prozent der Teilnehmer fallen durch. „Das Risiko schreckt potenziellen Branchennachwuchs ab, diesen langen Ausbildungsweg überhaupt einzuschlagen“, sagt Fuchs. Und wer es schafft, könne sich seinen Arbeitsplatz aussuchen.

„Passive Stellenausschreibungen sind ein Auslaufmodell“, sagt Fuchs. „Heute ist es in nahezu allen Branchen so, dass die Rollen getauscht haben: Unternehmen bewerben sich aktiv bei den Fachkräften.“ Und dabei gilt es, kreativ zu sein, etwa auf sozialen Medien. Viele Kanzleien haben das erkannt. 80 Prozent der Befragten haben laut INNOFACT-Umfrage ihre Social-Media-Aktivitäten ausgebaut.

„Wenn jemand mein Unternehmen schon mehrfach gesehen oder davon gehört hat, freundet er sich viel leichter mit dem Gedanken an, für mich zu arbeiten“, sagt Schmidt. „Recruiting muss wie Produktmarketing behandelt werden“, fordert er. Kanzleien müssten ihre offenen Stellen und ihre Marke auf allen relevanten Plattformen sichtbar machen – am besten mit echten Einblicken in den Kanzleialltag. „Authentizität ist der Schlüssel. Kandidaten wollen keine gestellten Bilder, sondern echte Mitarbeiter, echte Büros, echte Geschichten.“

Erfolgsversprechend sei dabei vor allem eine Mischung aus Inhalten auf verschiedenen Kanälen: Kurzvideos und Anzeigen auf Instagram und Tiktok. „Da darf es auch mal lockerer und lustig sein“, erklärt Schmidt. Auf Linkedin sollte man eher auf seriöse Beiträge und Anzeigen setzen sowie auf Direktansprachen von Fachkräften.

Grundvoraussetzung dafür sei aber immer, das Arbeitsangebot attraktiv zu gestalten und die Stärken der Kanzlei herauszustellen, ergänzt Fuchs. Mit einem Vorurteil räumt er auf: Die oft diskutierte Viertagewoche sei gar nicht das wichtigste Thema bei Bewerbern. „Es geht selten darum, weniger zu arbeiten – sondern flexibler“, sagt Fuchs. Also Dinge wie Homeoffice, Gleitzeit, Remote-Optionen. „Fully remote arbeitende Kanzleien können sich zudem aus einem viel größeren Bewerberpool bedienen, für uns Headhunter öffnet das den gesamten deutschen Markt.“

Homeoffice ist Typsache

Auch Lachenmaier beobachtet, dass Homeoffice das wichtigste Thema für viele Bewerber sei. „Wir haben sehr positive Erfahrungen damit gemacht“, sagt der Kanzlei-Partner. „Natürlich hängt das ein bisschen vom Charakter des Angestellten ab. Manche können sich besser auch zu Hause mal drei Stunden am Stück auf die Arbeit konzentrieren als andere.“

Neben dem Wunsch nach guter Work-Life-Balance bleibt das Gehalt ein wichtiger Faktor, gerade bei erfahreneren Fachkräften. „Wir müssen wettbewerbsfähige Gehälter zahlen, um mit Unternehmen mithalten zu können, die Steuerfachkräfte mit geregelteren Arbeitszeiten oder anderen Vorteilen locken“, sagt Lachenmaier. Er wirbt auf Jobmessen für seinen Berufsstand, weil er die Imagepflege für wichtig hält.

„Wir müssen das Klischee überwinden, dass unser Job nur aus Zahlen und Formularen besteht, wir arbeiten vor allem mit Menschen“, erklärt der Steuerberater. Man bekomme Einblicke in unterschiedliche Branchen und habe gute Aufstiegschancen. „Der Beruf ist spannend – wir müssen ihn nur anders erzählen.“

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WiWo Studie: Exklusives Ranking – Das sind die Lieblings-Apps der Deutschen

wiwo.de: Apps auf dem Smartphone sind für die meisten Deutschen unverzichtbarer Teil ihres Alltags. Eine neue Studie enthüllt, welche Anbieter in Deutschland besonders erfolgreich sind.

Das Smartphone ist aus dem Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken und seine Bedeutung nimmt weiter zu. 56 Millionen Menschen über 16 Jahre besitzen in Deutschland ein Smartphone. Und sie nutzen es immer intensiver; nach Zahlen des Digitalverbands Bitkom zuletzt mehr als 2,5 Stunden pro Tag. Aber was machen sie in dieser Zeit, welche Apps nutzen sie?

Das haben jetzt die Marktforscher von INNOFACT untersucht, namentlich, welche Anwendungen hierzulande besonders beliebt sind und warum. Neben der reinen Nutzung fließen auch andere Faktoren wie Alltagsrelevanz, Design oder Datenschutz in das Ranking ein.

Und wer dominiert den laut Bitkom 2,2 Milliarden Euro schweren App-Markt in der Bundesrepublik? Ganz klar: die Finanzbranche. Von den Top-10-Apps im Ranking stammen fünf von Banken oder Bezahldienstleistern, allen voran PayPal.

Der Trend zum kontaktlosen Bezahlen mit dem Handy ist unübersehbar. Das belegen auch drei weitere Platzierungen in der Spitzengruppe: die Einzelhändler Lidl, Rewe und Kaufland, deren Apps nicht nur eine Bezahlfunktion bieten, sondern den Kunden bei der Nutzung auch Rabatte versprechen.

Primi inter Pares

Gegen diese Finanz-Übermacht können sich nur der Versandhändler Otto, das Angebot von Wetter.com und das Reiseportal Booking behaupten. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Abstand, den die drei im Ranking zum nächsten Branchenrivalen halten können.

Die sprichwörtliche Armlänge bei Wetter.com beträgt 13 Plätze, erst dann folgt Wetter.de. Otto liegt sogar 18 Plätze vor Zalando. Wirklich meilenweit vorn ist jedoch Booking.com. Die App des Verfolgers Aida Cruises liegt satte 63 Plätze weiter hinten.

Während das App-Business bei den Zahlungsdienstleistern also ein hart umkämpfter Markt ist, scheint der Stellenwert von Apps in anderen Branchen in den Augen der Nutzer deutlich heterogener zu sein.

Sicherheit zuerst

Schaut man sich die einzelnen Kategorien an, so fällt vor allem bei den technischen Faktoren Zuverlässigkeit, stetige Weiterentwicklung und Datenschutz ein Übergewicht ins Auge. Unter den ersten 30 Plätzen entfallen jeweils ein Drittel bis die Hälfte der Platzierungen auf Banken oder Finanzdienstleister wie die Handelsplattform eToro, den Depotanbieter Scalable Capital oder die Krypto-App BitPanda.

 

Marken-Monitor Tourismus 2024/2025: Wie werden Deutschlands Bundesländer und Urlaubsregionen wahrgenommen?

lifepr.de: Studie zeigt – Bayern hat das klarste Urlaubs-Profil der deutschen Bundesländer – Bodensee führt bei den Regionen.

Deutschland ist das beliebteste Reiseland der Deutschen. Innerhalb des Landes stehen die verschiedenen Regionen im ständigen Wettbewerb um die Gunst der Urlauberinnen und Urlauber. Und wenn es um Urlaub in Deutschland geht, hat Bayern unter allen deutschen Bundesländern das beste Image: Über 88 Prozent der Befragten Deutschland-Urlauber haben zu Bayern ein konkretes Bild im Kopf. Selbst ungestützt nennen knapp 30 Prozent den blauweißen Freistaat als Urlaubsziel. Bayern ist damit die am klarsten profilierte Urlaubsdestination unter den Bundesländern.

Das ist ein Ergebnis einer von Brandmeyer Markenberatung und INNOFACT gemeinsam durchgeführten Studie. Befragt wurden bevölkerungsrepräsentativ 4.000 Menschen in Deutschland zwischen 18 und 74 Jahren, die Urlaub im eigenen Land machen. Mit dem Marken-Monitor Tourismus 2024/2025 liegt nun erstmals eine empirische Studie vor, die den Status quo wichtiger touristischer Regionen als Marke misst. Die Befragung umfasste Fragen zum Image, zu tatsächlich unternommenen Reisen sowie zu spezifischen Merkmalen der 16 Bundesländer und von 43 wichtigen Urlaubsregionen Deutschlands. Herausgekommen ist der „Marken-Monitor Tourismus 2024/2025“, der ab sofort erhältlich ist.

Dem südlichen Bundesland Bayern folgt auf Platz zwei der Bundesländer mit Hamburg ein Nordlicht. Damit schlägt die Hansestadt die auf Platz drei befindliche Hauptstadt Berlin. Auf Platz vier liegt mit Schleswig-Holstein das zweite Flächenland. Aucher Nord-Osten spielt ganz oben mit: Mecklenburg-Vorpommern auf Platz sechs des Rankings, lässt bei den Menschen in Deutschland starke Bilder im Kopf entstehen. Der tiefe Westen mit Nordrhein-Westfalen schafft es auf Platz acht.

Und welches Bundesland liegt im Ranking ganz hintern? Das viel zitierte und für allerlei Größenvergleiche herangezogene kleine Bundesland Saarland. Knapp 62 Prozent der Befragten gaben zu Protokoll, dass sie kein konkretes Bild vom Saarland haben. Ausgerechnet eine Region, die wegen der Nähe zu Frankreich, gutem Wein und gutem Essen weitaus besser punkten könnte. Aber auch Sachsen-Anhalt muss sich profilieren. Deutlich über die Hälfte der Menschen in Deutschland haben keine Vorstellung von dem Bundesland als Urlaubsregion.

Und welche Eigenschaften ordnen die Befragten den Bundesländern jeweils zu? Bei Bayern ist es ganz klar die Natur mit über 77 Prozent sowie die Einzigartigkeit der Landschaft (68,4 %) gefolgt von sehr gutem Essen und Trinken (66,5%). Radfahren und Wandern, Sehenswürdigkeiten und Familienfreundlichkeit werden Bayern ebenfalls stark zugeschrieben.

Hamburg als Image-Sieger unter den Stadtstaaten

Hamburg hat als Urlaubsregion ebenfalls ein klares Profil und punktet u.a. mit Shopping (das schreiben über 63% der Hansestadt zu), attraktiven Veranstaltungen/Festivals (58,8%), vielen Sehenswürdigkeiten (57,3%), Kulturangebot und guter Erreichbarkeit. Damit ist der Stadtstaat im Image ein klarer Kontrapunkt zum naturnahen Bayern.

Zu den Image-Siegern gehört auch das viertplatzierte Schleswig-Holstein. Das Bundesland im hohen Norden punktet bei Urlaubern besonders mit Natur (60,5%), Radfahren (58,7%) und seiner Familienfreundlichkeit (51,8%).

Bodensee, Rügen und Nordsee punkten mit Natur und einzigartigen Landschaften

Neben den 16 Bundesländern wurden auch 43 bedeutende Urlaubsregionen abgefragt. Hier führt der Bodensee die Hitliste an. Über 74 Prozent der Befragten verbinden konkrete Vorstellungen mit der Region. Nach dem zweitplatzierten Schwarzwald liegt mit Rügen eine Region aus dem Nord-Osten auf Platz drei.

So unterschiedlich diese drei Regionen auch sind, so punkten sie doch alle mit viel Natur, einzigartigen Landschaften sowie guten Möglichkeiten zum Radfahren und Wandern.

„Für die Vermarktung der Urlaubsregionen ist daher entscheidend, dass nicht nur Themen wie „Natur“ oder „Natur erleben“ an sich kommuniziert werden. Entscheidend ist, ganz konkrete Stärken zu vermitteln. Also das, was z.B. die Landschaft der Bodensee-Region oder die Natur von Rügen einzigartig macht. So entstehen einzigartige Bilder in den Köpfen, die Urlaubswünsche entstehen lassen“, so Peter Pirck, Geschäftsführender Gesellschafter der Brandmeyer Markenberatung.

Kultur-Hotspot Ruhrgebiet

Der Westen liegt als Urlaubsregion eher im Image-Mittelfeld der Destinationen: Das Ruhgebiet schafft es als Botschafter des Westens immerhin auf Platz 21. Mit seinem Profil hebt es sich von vielen anderen Regionen ab, denn hier schätzen die Menschen die gute Erreichbarkeit, die Shoppingmöglichkeiten, ein gutes Kulturangebot und attraktive Veranstaltungen und Festivals. Damit hebt sich der Westen deutlich vom Rest der Urlaubsregionen ab. Mit positiven Folgen: Immerhin ein knappes Drittel der Befragten kann sich grundsätzlich vorstellen, hier Urlaub zu machen.

Und mit welchen Urlaubsregionen verbinden die Deutschland-Reisenden am wenigsten Vorstellungen? Mit dem Ruppiner Seenland und der Altmark liegen zwei Regionen aus den neuen Bundesländern im Ranking ganz hinten. Auch von der doch so traditions- wie weinreichen Region Rheingau haben über 70% der Befragten kein konkretes Bild vor Augen.

Peter Pirck: „Ein klar definiertes Profil ist der Schlüssel zum Erfolg für jede Urlaubsregion. Denn wie unsere Studie erneut zeigt: Wo ein starkes Bild entsteht, folgt die Nachfrage. Regionen, die sich mit klarem Profil präsentieren, ziehen nicht nur mehr Besucher an – sie schaffen auch eine unverwechselbare Identität, die sich im Gedächtnis der Reisenden festsetzt.“

Über die Studie

Mit dem Marken-Monitor Tourismus 2024/2025 liegt nun erstmals eine empirische Studie auf Basis von 4.000 Befragten vor, die den Status quo wichtiger touristischer Regionen als Marke misst. Die Studie von der Brandmeyer Markenberatung und INNOFACT liefert einen umfassenden Einblick, wie die einbezogenen Destinationen dastehen – im Wettbewerbsvergleich und bei der Zuordnung von Profileigenschaften.

N=4.000 • Land: Deutschland • Alter: 18 bis 74 Jahre • Bevölkerungsrepräsentativ im Hinblick auf Geschlecht, Alter und Bundesland

Online-Befragung

Die Probanden wurden aus von INNOFACT gegründeten Consumerpanels rekrutiert. Eine zufällige Stichprobe wurde per E-Mail eingeladen und konnte am Onlinefragebogen teilnehmen. Der Zugang zur Onlinebefragung war für jeden dieser Teilnehmenden nur über eine individuelle Transaktionsnummer möglich, Mehrfachteilnahmen waren somit ausgeschlossen. Feldzeit: 4. bis 8. November 2024.

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„Marktforschung ist und bleibt sehr bunt“ – Christian Thunig, Vorstand des BVM und Geschäftsführer von INNOFACT

marktforschung.de: Der BVM feiert sein 70-jähriges Bestehen und reflektiert die Entwicklung der Branche. Themen wie Weiterbildung, KI und Datenqualität stehen laut Christian Thunig im Fokus, um Marktforschende bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten. Eine spannende Zeit erwartet die Marktforschungsbranche, in der der BVM als wichtiger Partner von Betrieblichen Marktforschenden und Instituten agieren will.

Der BVM wird 70 Jahre alt, dazu erstmal herzlichen Glückwunsch an den Verband und im weiteren Sinne die ganze Branche. Sicherlich hat sich der BVM in den letzten 70 Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Welche neuen Anforderungen werden heute an einen Berufsverband gestellt, die es früher so nicht gab?

Christian Thunig: Ganz herzlichen Dank für die guten Wünsche. Verbandsarbeit ist in diesen Zeiten herausfordernd: Jede Gemeinschaft, jeder Verein, jede Community stellt sich die Sinnfrage. Menschen wollen sich an Organisationen nicht mehr ohne Weiteres längerfristig binden. Es wird alles kurzweiliger und man muss schneller Themen antizipieren und setzen. Dass es uns immer wieder gelingt, neue Mitglieder zu gewinnen, ist daher besonders bemerkenswert. Das zeigt, dass wir an den richtigen Themen arbeiten und für Unternehmen wie Marktforscherinnen und Marktforscher attraktiv sind. Insbesondere unser Seminarprogramm trägt dem Rechnung – mit immer neuen Impulsen und Themen. Hier werden ständig bestehende Themen überprüft, ob sie noch die aktuellen Bedürfnisse treffen, und neue Strömungen mit einbezogen, damit wir am Puls bleiben.

Weiterbildung ist seit Jahren ein zentraler Bestandteil der Verbandsarbeit. Welche neuen Formate und Themen haben Sie zuletzt eingeführt, um Marktforschende bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten?

Christian Thunig: Im Prinzip hat die Corona-Pandemie das Thema Online-Seminare und auch kürzere Formate befördert. Insofern haben Betriebliche genau wie Institute die Möglichkeit, Weiterbildung ideal in ihren oftmals hektischen Arbeitsalltag zu integrieren. Zudem haben wir das Seminarprogramm deutlich neu ausgerichtet, neue Themen wie bspw. natürlich auch KI berücksichtigt und die Auffindbarkeit von einzelnen Angeboten spürbar erhöht.

Netzwerke und Gemeinschaften verändern sich – was tut der BVM, um neue Mitglieder und junge Talente für die Branche zu gewinnen?

Christian Thunig: Am Ende entscheidet sich immer alles über die Menschen. Das heißt, wir versuchen, über persönliche Kontakte Young Professionals wie Seniors zu erreichen. Das ist Kleingärtnerarbeit und reicht vom Preis der Deutschen Marktforschung beim Kongress für die Deutsche Marktforschung bis hinein in die Regionalgruppen, die fabelhafte Veranstaltungen in der Fläche vor Ort bei den Betrieblichen und Instituten machen.

Die Marktforschung war schon immer eine wandelbare Disziplin. Gibt es dennoch Herausforderungen, die heute grundlegend anders sind als früher?

Christian Thunig: Das meint man immer. Die Zeit, in der man lebt, ist immer die dynamischste. Aber jede Generation hat ihre Herausforderungen. KI kommt, aber sicherlich nicht so disruptiv wie angenommen, und dennoch gewöhnen wir uns täglich an eine steigende Dosis des neuen Tools. Und wir müssen immer wieder neu denken, was das für valide Ergebnisse bedeutet.

Wie verändert die zunehmende Integration von IT und KI den Arbeitsalltag von Marktforschenden? Welche Kompetenzen werden in Zukunft besonders gefragt sein?

Christian Thunig: Marktforschung ist und bleibt sehr bunt. Der Wert, den qualitative Marktforschung bis hin zu den Morphologen und Semiologen bietet, ist wertvoll für Unternehmen. Spannend ist allerdings, dass sich selbst die qualitative Marktforschung sehr intensiv mit KI auseinandersetzt und sie nutzbringend einsetzt und damit diesen Zweig regelrecht skalieren kann, was bisher nur der quantitativen Marktforschung vorbehalten war. Das heißt: In jedem Marktforscher sitzt zunehmend auch ein kleiner ITler. Marktforschung ohne Verständnis von IT-Tools wird immer weniger funktionieren.

Der Kongress der Deutschen Marktforschung steht dieses Jahr unter dem Motto „Valide Daten, Methoden und Analytics im KI-Zeitalter“. Welche konkreten Themen und Trends stehen besonders im Fokus?

Christian Thunig: Die Marktforschung hat sich immer als sehr wandelbar und innovativ erwiesen. In diesen Tagen ist genau diese Fähigkeit wieder gefragt, denn die Herausforderungen könnten größer nicht sein: Mehr Daten, Qualitätsthemen, mehr Automatisierung und mehr Disziplinen unter dem Dach der Marktforschung – und das in Verbindung mit dem mächtigen Tool der KI ergeben einen spannenden Mix für die Zukunft. Dabei bleibt eine Mission ganz zentral: Daten müssen valide und reliabel sein. Das wollen wir versuchen zu fassen und uns auf die Zukunft auszurichten.

Datenqualität ist ein wachsendes Thema – wie kann sich die Branche gegen Clickfarmen, Bots und andere Herausforderungen wappnen?

Christian Thunig: Kommunikativ und technisch. Kommunikativ, indem klar ist, dass Billigheimer keine Qualität liefern können, technisch, indem wir die Möglichkeiten zur Detection von Betrug sukzessive erhöhen. Wir sind dem nicht ausgeliefert, sondern das ist auch Teil von Innovationen, Datenqualität immer wieder zu sichern. Insofern ist mir hier nicht bange.

Wenn Sie eine Prognose für die nächsten zehn Jahre wagen müssten: Wie sieht die Marktforschungsbranche 2035 aus?

Christian Thunig: Die berühmte Frage: Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Das erste Institut wurde nun vor knapp über 100 Jahren gegründet. Seitdem ist die Branche gewachsen und hat verschiedene Rollen angenommen. Daten, Erkenntnisse und Narrative bleiben weiterhin ein Bedarf. Das steckt sozusagen in den Menschen. Insofern wird es immer Marktforschung geben. Wie diese dann aussieht, wäre Glaskugel.

Und welche Rolle wird der BVM dann spielen?

Christian Thunig: Der BVM wird dann auf jeden Fall 80 Jahre alt und ein wichtiger Partner der Marktforschenden sein. Alleine kann man die neuen Herausforderungen kaum stemmen. Insofern gewinnt das Kollektiv.

Christian Thunig ist Managing Partner bei der INNOFACT AG. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Markenführung und Medien. Zuvor war der diplomierte Kaufmann 17 Jahre bei der Verlagsgruppe Handelsblatt. Er ist im Herausgeberbeirat der Plattform marktforschung.de und im Vorstand des BVM, des Berufsverbands Deutscher Markt und Sozialforscher e.V.. Er ist zudem Mitglied der Effie-Hauptjury (Deutschlands führendem Preis für Werbung, vergeben vom Gesamtverband der Kommunikationsagenturen) sowie in zahlreichen weiteren Jurys.

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Verivox Studie: Mehrheit sieht Frauen finanziell benachteiligt

fnp.de: Nicht immer sind sie es, aber in einer Sache scheinen sich Frauen und Männer doch einig zu sein: darin, dass Frauen finanziell immer noch schlechter gestellt sind als Männer. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INNOFACT im Auftrag des Vergleichsportals Verivox.

9 von 10 Deutschen (89 Prozent) finden demnach, dass Frauen bei Gehalt und Rente benachteiligt sind. Unter den Männern teilen diese Auffassung immerhin 84 Prozent, bei den Frauen ist der Anteil mit 94 Prozent noch einmal höher. Frauen gehen laut der Umfrage daher davon aus, sich im Alter stärker einschränken zu müssen als Männer. 32 Prozent der Befragten erwarten erhebliche Einschränkungen – unter den Männern sind es nur 26 Prozent.

Frauen haben dafür klare Vorstellungen, was es braucht, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. Die drei meist genannten Punkte der Umfrage: eine bessere Kinderbetreuung (64 Prozent), mehr Gesetze für gleiche Bezahlung (61 Prozent) und flexiblere Arbeitszeitmodelle (59 Prozent).

Das Meinungsforschungsinstitut hat im Januar 2025 für die Umfrage 1.024 Personen online und repräsentativ befragt.

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